MCN Cup – Maritime Innovationen aus dem Norden
Die digitale Transformation ist ein wesentlicher Treiber auf dem langen Weg zur emissionsfreien Schifffahrt, zum CO2-neutralen Hafenbetrieb und zu einer nachhaltigen maritimen Wirtschaft insgesamt. Dieser Weg beginnt mit kleinen innovativen Schritten, die das Maritime Cluster Norddeutschland erstmalig anhand des MCN Cup 2021 ausgezeichnet hat.
Im Fokus standen in diesem Jahr nachhaltige Produkte, Dienstleistungen sowie Ansätze für neue Geschäftsmodelle, Start-ups und neue Formen der Zusammenarbeit.
Der MCN Cup soll dazu beitragen, alle Arten von ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen innovativen Lösungen anzuregen und damit den Transformationsprozess der maritimen Wirtschaft sowie den innovativen Technologietransfer zu beschleunigen.
Am 23. November 2021 wurden von der mit renommierten Experten besetzten Jury nun die Gewinner:innen in der jeweiligen Kategorie bekannt gegeben.
Die Gewinner 2021
Kategorie A. Wie lassen sich Bestandsschiffe nachhaltiger betreiben?
In dieser Kategorie machte „Dynamic Biofilm Protection – Ultraschall Antifouling für alle flüssigkeitsführenden Oberflächen“ von der HASYTEC Electronics GmbH das Rennen. HASYTEC Dynamic Biofilm Protection (DBP) ist eine Ultraschalltechnologie, die die Anhaftung von Einzellern auf flüssigkeitsführenden Oberflächen verhindert und somit dafür sorgt, dass die initiale Grundlage allen marinen Bewuchses, der Biofilm, gar nicht entstehen kann. DBP erzeugt keine Kavitation und kann somit dauerhaft präventiv verwendet werden um Seewasserkühlsysteme, Frischwassererzeuger, Querstrahlruder, Propeller und Rümpfe vor Bewuchs zu schützen. Die bisher in der Schifffahrt genutzten biozidhaltigen Anstriche oder andere schwermetallhaltige Systeme werden somit überflüssig und sind nicht mehr erforderlich. Das CO2-Einsparungspotenzial sowie das Einsparungspotenzial an Kupferanoden für Seewasserkühlsysteme sind sehr hoch. DBP ist innerhalb der letzten fünf Jahre auf über 350 Schiffen installiert worden und hat hier bereits die erneute Verwendung von Kupferanoden in Kühlsystemen verhindert sowie den Treibstoffverbrauch durch dauerhaft bewuchsfreie Propeller reduziert.
Kategorie B. Wie lassen sich Häfen und die maritime Logistik nachhaltiger gestalten?
Beim “Projekt SHARC – Smart Harbor Application Renewable Integration Concept”, eingereicht von bremenports GmbH & Co. KG für das Sondervermögen Hafen geht es um die Erarbeitung einer Lösung für die quartiersweite Integration erneuerbarer Energiequellen und -träger im Überseehafen Bremerhaven. Dafür haben sich das Sondervermögen Hafen zusammen mit Siemens und den Forschungseinrichtungen Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen (IEKrW), Deutsches Forschungsinstitut Künstliche Intelligenz (DFKI) und die Technische Universität Berlin (TU-Berlin) für das Forschungsvorhaben in einem Konsortium zusammengeschlossen, um das Gesamtziel eines CO2-neutralen Hafens mittels des vom BMWi angebotenen Förderrahmens vorzubereiten. Die Integration erneuerbarer Energiequellen und -träger soll durch quartiersweite, überbetriebliche Kooperationsansätze sowie durch Nutzung von Synergien mittels Sektorkopplung (Verknüpfung der bisher primär isoliert betrachteten Sektoren: Elektrizität, Wärmeversorgung, Mobilität, Kälte, etc.) erreicht werden. In einen ganzheitlichen Ansatz werden neben betrieblichen Prozessen auch Aspekte des Energiemarktes und der Energietechnik berücksichtigt.
Kategorie B. Wie lassen sich Häfen und die maritime Logistik nachhaltiger gestalten?
Auch das Projekt „dashPORT – Digitale Leitwarte zur Analyse und Steuerung von Energieflüssen in Häfen”, eingereicht vom OFFIS e.V. – Institut für Informatik und Fraunhofer CML konnte durch seinen nachhaltigen Ansatz überzeugen. Das auf drei Jahre angelegte und im Rahmen von IHATEC vom BMVI geförderte Projekt hat zum Ziel, Hafen- und Terminalbetreibern Kosteneinsparungen durch ein ganzheitliches Energiemanagement des Hafens und aller darin tätigen Parteien zu ermöglichen. Durch die Entwicklung eines Prototyps im Hafen von Brake, zielt dashPORT darauf ab, Effizienzgewinne durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und IoT-Anwendungen zu realisieren, um den Energiebedarf von Häfen optimal abzustimmen – und damit deren ökologische und ökonomische Bilanz zu verbessern. Zu diesem Zweck wurden, basierend auf Prozess- und Infrastrukturanalysen, Smart Meter im Hafen Brake installiert. Die gewonnenen Daten werden in einer digitalen Energieleitwarte mit Sekundärdaten zusammengeführt. Dort erstellt ein Algorithmus tagesaktuelle Prognosen der Lastverläufe und löst Handlungsempfehlungen aus, die den Betreibern helfen, Stromspitzen zu vermeiden und Energie effizienter einzusetzen.
Kategorie C. Wie lassen sich die weiteren maritimen Branchen nachhaltiger gestalten?
In dieser Kategorie konnte die Leviathan GmbH mit ihrem „Industriellen Recycling von Schiffen – Solving the dark side of shipping“ die siebenköpfige Jury überzeugen.
Das Unternehmen hat eine zeitgemäße Methode zum Recycling von Schiffen entwickelt und steht kurz vor der Umsetzung.
Dabei sollen durch weitgehende Mechanisierung und, soweit möglich Automatisierung, sowie durch ein geschlossenes Hallendock der Großteil aller mit dem Prozess des Recyclings/Verschrottung üblicherweise verbundenen Risiken für Mensch und Umwelt vermieden werden. Zusammengefasst: Sektionsbau, jedoch rückwärts. Das Ziel ist es, aufbereitete und brauchbare Rohstoffe in den Wirtschaftskreislauf zu bringen und nahezu 100 Prozent zu recyceln.
Durch den Einsatz eines kalten Wasserstrahlschneideverfahrens ist es möglich, dass kein Personal an Bord arbeiten und nicht vorher gereinigt werden muss sowie komplett auf heiße Arbeiten verzichtet werden kann.
Zum Interview mit Simeon Hiertz und Karsten Schumacher