MCN Cup – Maritime Innovationen aus dem Norden
Energieeinsparungen im Hafen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, sicheres Schiffsrecycling mittels kaltem Wasserstrahlverfahren, umweltfreundlicher Bewuchsschutz am Schiffsrumpf durch Ultraschalltechnologie – die maritime Branche entwickelt innovative Konzepte und Technologien zur Einsparung von Ressourcen sowie zum Schutz von Menschen und Umwelt.
Mit dem MCN Cup 2023 möchte das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) weitere Lösungen anregen und sichtbar machen. Der inhaltliche Schwerpunkt des Ideenwettbewerbs, der im Jahr 2023 zum zweiten Mal stattfand, lag deshalb auf den Chancen und Potenzialen der Nachhaltigkeit entlang der kompletten maritimen Wertschöpfungskette. Der lange Weg zur klimaneutralen Schifffahrt und zum CO2-neutralen Hafenbetrieb besteht aus innovativen Schritten, die das Maritime Cluster Norddeutschland mit dem MCN Cup beschleunigen möchte.
Gesucht wurden alle Arten von ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen innovativen Lösungen in der maritimen Branche. Im Fokus standen nachhaltige Produkte, Dienstleistungen sowie Ansätze für neue Geschäftsmodelle, Start-ups und neue Formen der Zusammenarbeit.
Der MCN Cup 2023 in Bildern
Im November 2023 haben wir in Hamburg unseren Nachhaltigkeitspreis MCN Cup 2023 verliehen. Im Helmut Schmidt Auditorium der Bucerius Law School nahmen die Preisträger:innen in vier Kategorien ihre Auszeichnungen für nachhaltige maritime Projekte und Produkte entgegen. Mit unserem Fotorückblick möchten wir Sie mitnehmen auf eine visuelle Reise durch die bewegenden Momente der Preisverleihung.
Die Gewinner:innen 2023
Kategorie A: Betrieb von Bestandsschiffen
Das Durchschnittsalter der weltweiten Handelsflotte liegt heute bei über 20 Jahren . Viele dieser Schiffe werden noch Jahre oder Jahrzehnte im Betrieb bleiben. Wer die maritime Branche nachhaltig umgestalten will, muss daher auch bei den Bestandsschiffen ansetzen. Mit ihrem gemeinsamen Projekt NORISet leisten das Laboratorium für Kolbenmaschinen der Hochschule Stralsund und die NORIS Automation GmbH (Nürnberg) hierzu einen herausragenden Beitrag, für den sie mit dem MCN Cup 2023 in der Kategorie A ausgezeichnet wurden. Konkret ging es in dem abgeschlossenen Projekt darum, die latente Explosionsgefahr durch Schmierölnebel im Triebraum großer Schiffsmotoren zu reduzieren. Derartige Explosionen haben in der Vergangenheit große Schäden angerichtet und auch Menschenleben gekostet. Den beiden Partnern gelang es, ein messtechnisches Problem bei der Betriebsüberwachung von bewegten Pleuellagern zu lösen. Die neuartige Methode zur berührungslosen, nicht-optischen Temperaturerfassung verspricht einen besseren Brandschutz an Bord und eignet sich auch für Bestandsschiffe. Im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren verspricht sie zudem, besonders betriebssicher und kosteneffizient zu funktionieren.
Zum Interview mit Prof. Dr.-Ing. Marquardt und Dr.-Ing. Katke
Kategorie B: Prozesse in Häfen und maritimer Logistik
Das Wettrennen um die umweltfreundlichsten neuen Schiffsbrennstoffe ist weltweit in vollem Gang und spielt eine Schlüsselrolle für die Transformation des maritimen Sektors. Die East Energy GmbH aus Rostock leistet auf diesem Feld Wegweisendes und wurde dafür für ihr Projekt „Saubere Wellen – Grüner Schiffstreibstoff aus Stavenhagen“ mit dem MCN Cup in der Kategorie B ausgezeichnet. Ziel dieses Projekts ist die Produktion von Methanol aus biogenem CO2 und grünem Wasserstoff. Den Machern ist es dabei besonders wichtig, die komplette Wertschöpfungskette unter dem Blickwinkel des Klimaschutzes zu betrachten, also Planung, Bau und Betrieb von PV- und Windkraftanlagen sowie der notwendigen Elektrolyseure und eMethanol-Werke mit einzubeziehen. Das am weitesten fortgeschrittene Projekt läuft in Stavenhagen in der strukturschwachen Region Mecklenburgische Seenplatte. Ein neues Werk soll dort ab 2025 mit Strom aus Solar- und Windkraftanlagen jährlich rund 15.200 Tonnen grünes eMethanol produzieren. Der besondere Clou ist, dass das für diesen Prozess notwendige Kohlendioxid direkt vor Ort bei der Verbrennung von Klärschlamm in einer vorhandenen Anlage anfällt.
Kategorie C: Digitalisierung der maritimen Wirtschaft
Wie digitale Lösungen maßgeblich zur angestrebten Klimaneutralität des maritimen Sektors beitragen können, zeigt auf beispielhafte Weise das Projekt „VIPort – virtueller intelligenter Hafen – Nachhaltige Energieversorgung durch Digitalisierung“ der ITK Engineering GmbH, die dafür den Preis in der Kategorie C erhielt. Das Unternehmen hilft mit seinem virtuellen Hafen Planer:innen und Entwickler:innen auf besonders effiziente Weise, die Energiesysteme ihrer Häfen mit dem Ziel möglichst großer Ressourcenschonung zu entwerfen oder neu zu strukturieren. Dies ist von besonderer Relevanz, da die Häfen hier in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehen. So fordert die EU mit ihren „Fit for 55“-Paket, dass die europäischen Häfen für bestimmte Schiffe ab 2030 ausreichend Landstrom anbieten müssen. Mit ihren Digitalen Hafen-Zwillingen, Optimierungsalgorithmen und weiteren digitalen Tools stellt die ITK-Engineering GmbH eine breite Palette von Werkzeugen für den effizienten und sicheren Betrieb von Hafenenergiesystemen der Zukunft zur Verfügung.
Kategorie D: MCN Junior Cup: Maritime Jobs von morgen
Nachwuchs für eine Karriere in der maritimen Branche zu gewinnen, ist Ziel des MCN Junior Cups, der in diesem Jahr erstmals ausgeschrieben wurde. In dieser Kategorie konnten sich Berufseinsteiger:innen, Studierende und Auszubildende bewerben. Der Preis ging an ein Projekt des Deutschen Schifffahrtsmuseums – Leibniz Institut für Maritime Geschichte in Bremerhaven. Das Projekt „Steel & Bytes – Die Azubi-Regatta – Maritime Berufsorientierung im Museum“ leitete eine Studentin der Kultur- und Medienpädagogik. Die Grundidee bestand darin, Schüler:innen ins Museum zu locken, um dort Ihre Begeisterung für die maritime Welt und Jobs in der maritimen Branche zu wecken. Vor Ort trafen die Jugendlichen auf Auszubildende teilnehmender Unternehmen, die sich eine Reihe von motivierenden Spielen ausgedacht hatten. Ins Projekt einbezogen war die Sonderausstellung „Steel & Bytes – Ein Schiff entsteht“ – ein interaktives Modell einer modernen Werft, das mit 3D-Miniaturbauten und Animationen auf spielerische Weise zum Mitanpacken einlud und Produktionsabläufe und Materialflüsse im Schiffbau erfahrbar machte. Das Projekt soll im kommenden Jahre eine Neuauflage erleben.
Hier finden Sie alle Einreichungen für den MCN Cup 2023.
Die Fachjury 2023
Gerrit Küther
Als zertifizierter Changemanager und Diplom-Kaufmann verantwortet Gerrit Küther seit 2010 die Geschicke der ma-co maritimes competenzcentrum GmbH. Bei ma-co, dem Bildungsträger der maritimen Wirtschaft stellt er als alleiniger Geschäftsführer an vier Standorten (Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Wilhelmshaven) die inhaltliche und wirtschaftliche Ausgestaltung des Unternehmens sicher. Dabei steht die enge Verzahnung mit den Sozialpartnern und den Betrieben der deutschen Seehafenwirtschaft sowie der hafennahen Logistikunternehmen im Fokus.
Vor seiner Zeit bei ma-co hat Gerrit Küther über zwölf Jahre in einer Hamburger Unternehmensberatung als Managementberater und Prokurist gearbeitet und viele unterschiedliche Beratungsprojekte in der Hafen- und Logistikwirtschaft eigenverantwortlich durchgeführt.
Gerrit Küther ist 1970 in Hamburg geboren und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in den Walddörfern. In seiner Freizeit begeistert er sich für Fußball, Tennis und Golf.
Prof. Dr.-Ing. Hinrich Mohr
Prof. Dr.-Ing. Hinrich Mohr gründete 2020 die unabhängige Ingenieurberatung GasKraft Engineering mit den Schwerpunkten der Nutzung alternativer und erneuerbarer Kraftstoffe, neuer Antriebstechnologien für Schiffe und Kraftwerke weltweit sowie dem Monitoring und der Digitalisierung in diesen Bereichen.
Davor war er unter anderem als Entwicklungs-Ingenieur in leitender Funktion für Motorenanlagen bei der Blohm+Voss AG in Hamburg sowie als Key Account Manager und Product Manager für Systemintegration im Großmotorenbereich der AVL List GmbH in Graz/Österreich tätig.
Seit 2003 ist Prof. Mohr auch Lehrbeauftragter für Großmotoren und Gasmotoren an der TU Braunschweig. 2017 wurde er zum Honorarprofessor ernannt.
Nadine Paschen
Nadine Paschen ist studierte Wirtschaftsingenieurin und startete ihre Karriere in der Schifffahrt als Projektingenieurin und Innovationsassistenz bei der EVOmare GmbH, wo Sie von 2009 bis 2011 für das Projekt „Neuentwicklung einer Schub- und Drehmomentmessanlage (EVOthrust®)“ zuständig war. Danach wechselte Sie in das Unternehmen ihres Vaters TX Marine Hamburg, wo sie verantwortlich für die Bereiche Sales und Service war. Das Unternehmen beschäftigt sich seit der Gründung mit Engine Performance Monitoring und hier insbesondere mit Leistungsmessung an der Welle und der Maschine. Im Mai 2013 wurde das Unternehmen umfirmiert in die TX Marine Messsysteme GmbH und Frau Paschen trat neben ihrem Vater in die Geschäftsführung ein, womit sich ihre Aufgabenfelder um die Netzwerkerweiterung und Neugeschäftsentwicklung erweitert haben.
Neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin ist Frau Paschen Mitglied bei WISTA und leitet dort die Projektgruppe PG Network. Sie war als eine der Autor*innen der „Guideline Schiffseffizienz“ des Maritimen Cluster Norddeutschland e. V. beteiligt, ist Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren und ist sowohl in der Kommunalpolitik als auch im Sportverein aktiv.
Nadine Paschen ist verlobt und lebt in einer Patchwork-Familie mit ihrem eigenen 2-jährigen Sohn.
Torben Taeger
Torben Taeger ist Marine Division Manager Mid Europe / Prokurist bei der Alfa Laval Mid Europe GmbH. Der gelernte Schifffahrtskaufmann und Schifffahrtsbetriebswirt hat mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Schifffahrt sowohl in Deutschland als auch den USA gesammelt und ist außerdem im Beirat des Hafen-Klubs Hamburg.
Torben Taeger ist Beisitzer des Vorstands des Maritimen Cluster Norddeutschland e. V.
Christian Lankenau
Christian Lankenau verantwortet seit Januar 2021 in seiner Position als Arbeitsdirektor und Mitglied der Gruppengeschäftsführung bei der EUROGATE GmbH & Co. KGaA die Themen Personal, Recht und Revision.
Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Bankkaufmann und einem Studium in „European Finance and Accounting in Bremen, Caen (Frankreich) und Leeds (UK) war er als Wirtschaftsprüfer bei KPMG und als Kaufmännischer Leiter und später als Geschäftsführer des North Sea Terminals Bremerhaven tätig.
Christian Lankenau ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Thoralf Noack
Thoralf Noack war bis Juli 2022 als Abteilungsleiter „Nautische Systeme“ im Institut für Kommunikation und Navigation des DLR tätig. Zudem leitete er die Forschungsstelle Maritime Sicherheit des DLR Standorts Neustrelitz. Seit August.2022 koordiniert Thoralf Noack die gesamten maritimen Forschungsaktivitäten des DLR über die Programmdirektion Verkehr.
Er ist seit 2017 Mitglied des Forschungsbeirates Maritime Technologien des BMWK und seit 2018 Leiter der Arbeitsgruppe Autonome Maritime Systeme der DGON sowie Mitglied der Fachgruppenleitung Maritime Sicherheit des Maritimen Clusters Norddeutschland.
Thoralf Noack hat ein Diplom in Elektrotechnik/Elektronik.
Dr. Katharina Renken
Dr. Katharina Renken ist seit 2020 Managerin weltweiter Projekte für die Hapag-Lloyd AG im Bereich „Terminal Partnering“ und initiiert, implementiert und begleitet den gemeinsamen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zwischen dem Carrier und den angefahrenen Terminals. Sie besucht im Rahmen ihrer Tätigkeit regelmäßig Häfen und Terminals in Asien, Nordeuropa und Nordamerika und baut langfristige zuverlässige Beziehungen und Partnerschaften auf. Die Einführung von Innovationen und kreatives Denken stehen ebenfalls im Fokus, um ambitionierte Leistungsziele im kooperativen Miteinander zu erreichen. Auf diesen vielschichtigen und spannenden Job vorbereitet haben sie ihr Wirtschaftsingenieursstudium in Wilhelmshaven und Texas sowie Einsätze bei EUROGATE CTB, am JadeWeserPort, beim Fraunhofer CML, und bei der Kühne Logistics University.
Neben ihrer Anstellung bei der großen deutschen Containerreederei mit Firmensitz in Hamburg unterstützt Dr. Katharina Renken mit viel Engagement sowohl den deutsch-amerikanischen Studierendenaustausch durch den Deutsch-Amerikanischen Frauen-Club Hamburg als auch das Mentoringprogramm von WISTA Germany.
Der MCN Cup wurde unterstützt von
Exklusiver Medienpartner
Schirmherrschaft
Die Küstenbundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein waren Schirmherren des MCN Cup 2023.
„Die fünf norddeutschen Bundesländer verfolgen das gemeinsame Ziel, die maritime Wirtschaft in Norddeutschland zu stärken und den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu ebnen. Vor allem der Ausbau der Offshore-Windenergie und die Dekarbonisierung der Schifffahrt müssen weiter vorangetrieben werden, um die bestehenden Klimaziele zu erreichen. Um die vielfältigen nachhaltigen Ansätze der maritimen Branche sichtbar zu machen und Innovationen zu fördern, verleiht das Maritime Cluster Norddeutschland alle zwei Jahre den MCN Cup. Hiermit soll den Ideen und deren Entwicklern und Entwicklerinnen eine Bühne gegeben werden. Die fünf norddeutschen Bundesländer übernehmen hierfür gerne die Schirmherrschaft, um abermals zu zeigen, dass eine überregionale Zusammenarbeit wichtig ist, um gemeinsame Ziele zu erreichen.“
Hanns-Christoph Saur, Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern