ZeroEmission@Berth

Das Projekt ZeroEmisson@Berth

Tätigkeiten im Hafen als auch in der Schifffahrt haben eine Auswirkung auf die Luftqualität und das Klima. Durch die Nutzung von schwefelhaltigem, fossilem Schiffsdiesel sowohl im regulären Schiffsbetrieb als auch zur Stromerzeugung während der Liegezeit tragen Schiffe derzeit noch maßgeblich zu Luftschadstoff- und Kohlendioxidemissionen im Hafen und Hafenumfeld bei. Im Frühjahr 2021 haben sich Vertreter von neun deutschen Seehäfen zusammengefunden, um initiativ einen Beitrag zum „Green Deal“ der EU also zur Dekarbonisierung sowie zur Luftreinhaltung zu leisten. So wurde das Projekt „ZeroEmission@Berth“ ins Leben gerufen, welches von den Häfen Wismar, Rostock, Kiel, Lübeck, Brunsbüttel, Hamburg, Bremen und Niedersachsen Ports sowie das Maritime Cluster Norddeutschland e.V. als Kooperationspartner umgesetzt wurde.

Memorandum of Understanding

In einem ersten Schritt unterzeichneten die neun Seehäfen im Mai 2021 ein Memorandum of Understanding. Neben den Zielen des gemeinsamen Projektes wurden hier auch verschiedene Arbeitspakete beschrieben und festgelegt.

Ein wichtiges Ziel des Projektes war technologieoffene Alternativen aufzuzeigen, um eine externe Bordstromversorgung am Liegeplatz und bestenfalls auch den Betrieb von Schiffen ohne den Einsatz von fossilen Brennstoffen zu gewährleisten. Mit Blick auf den anzustrebenden nachhaltigen und damit emissionsfreien Schiffsbetrieb stellen technologische Sonderlösungen für die im Verhältnis zur Fahrzeit kurzen Hafenliegezeiten allenfalls Brückenlösungen dar. Dazu wurden Unternehmen, Entwickler, Forschende und alle Interessierten aufgerufen an einem Innovationswettbewerb teilzunehmen und Konzepte und technische Lösungen für den nachhaltigen Schiffsbetrieb – insbesondere am Liegeplatz – beim Maritimen Cluster Norddeutschlands einzureichen.

In Erwartung an die Ergebnisse des Innovationswettbewerb erklärten sich die Häfen bereit, fachliche Expertise während des Prozesses bestmöglich einzubringen, die eingebrachten Vorschläge auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen und nach Möglichkeit Piloten in den jeweiligen Hafenstandorten umzusetzen, um eine möglichst breite Wirkung und einen Lerneffekt zu erreichen.

Positionspapier

Um die inhaltliche Position der Seehäfen zu verdeutlichen, erarbeiteten die Kooperationspartner ein gemeinschaftliches Positionspapier. Das Papier wurde im Dezember 2021 im Rahmen einer Presseerklärung veröffentlicht. Neben der bereits erwähnten Technologieoffenheit bei der Erzeugung von Bordstrom wird gefordert, dass alle Schiffe unabhängig von Schiffstyp und Größe Emissionen reduzieren müssen und die Kosten der Emissionsreduzierung von den Verursachern, also den Schiffsbetreibern, selbst getragen werden müssen. Zudem positionieren sich die deutschen Seehäfen für die Einführung eines europäischen CO²-Emissionslimits für alle See- und Binnenschiffe am Liegeplatz.

Der Innovationswettbewerb

Der Innovationswettbewerb wurde vom Maritimen Cluster Norddeutschland organisiert und durchgeführt. Es wurden Lösungen gesucht, die schnell und signifikant zur Emissionsreduzierung am Liegeplatz beitragen können. Es sollten innovative Ideen, Konzepte und technologieoffene Lösungsansätze zur Energieversorgung von Schiffen am Liegeplatz aufgezeigt werden sowie Lösungen, welche idealerweise auch im Fahrtbetrieb zur Emissionsreduzierung beitragen. Die Projektteilnehmer hatten sich dazu verständigt, Innovationen in drei Kategorien zu suchen, um gezielt Innovationen anzusprechen, die unterschiedliche Reifegrade aufweisen: Konzepte, Prototypen und existente Lösungen. In der Kategorie Konzepte wurden konzeptionelle Beschreibungen für alternative Energieversorgungsansätze für Schiffe an Liegeplätzen gesucht, die sich noch in einem F&E-Stadium befinden, welche aber das Innovationspotential aufzeigen können. Ideen, die eine technische Machbarkeit nachweisen, bei denen aber noch Entwicklungsschritte fehlen (z. B. Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen oder weitere Systementwicklungen) waren der Kategorie Prototypen zuzuordnen. Marktreife Lösungen, die bereits erfolgreich in anderen Häfen oder an Bord zum Einsatz kommen und verfügbar sind, die aber noch adaptiert und/oder skaliert werden müssen, zählten folglich zur Kategorie existente Lösungen. Der international ausgerufene Wettbewerb startete am 1. Februar 2022 und lief bis zum 18. Juni 2022. Es wurden insgesamt 30 Bewerbungen aus 14 Ländern eingereicht. Die Einreichungen wurden anhand der in der Ausschreibung genannten Kriterien von einer Fachjury bewertet. Die von den Häfen benannte siebenköpfige Fachjury bestand aus Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden, Reedereien und der Wissenschaft.

Die Gewinner wurden am 29. September 2022 im Rahmen der Fachveranstaltung „Nachhaltige Häfen: gemeinsam, klar, sauber“ beim Deutschen Schifffahrtstag in Bremen ausgezeichnet. Eine Übersicht über die Gewinner finden Sie weiter unten auf dieser Webseite.

Ausblick

Die Häfen prüfen die eingereichten Innovationen auf eine mögliche Umsetzung in ihrem Hafen und ob es ggf. Synergien zwischen den Akteuren gibt, die genutzt werden können.

Themenbasierte Veranstaltungen, der Austausch von Best-Practice-Beispielen, das Zusammenbringen von Stakeholdern im Hafen findet bereits in vielen Netzwerken statt. Genannt seien hier das Netzwerk des Maritimen Clusters Norddeutschland und das e4Ports-Netzwerk, der nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Diese Foren zeigen auch Instrumente zur Förderung von alternativen Energieversorgungen auf. Einige der Projektpartner des durchgeführten Projektes sind Partner bzw. Mitglieder der genannten Netzwerke. Daher wird auf zusätzliche Veranstaltungen, die vom Format ähnlich sind, verzichtet.

Die neun Häfen werden sich auch zukünftig an Dekarbonisierungsprojekten in den Häfen beteiligen, die das Ziel verfolgen Schiffe in den Häfen klimaneutral zu betreiben, Luftschadstoffe im Hafen und Hafenumfeld zu reduzieren und somit einen wichtigen Beitrag zum klimaneutralen Hafenbetrieb leisten.

Die Gewinner

Die Preisverleihung fand im Rahmen des Deutschen Schifffahrtstags 2022 bei der Fachveranstaltung „Nachhaltige Häfen – Gemeinsam, klar, sauber!“ am 29. September in der Hochschule Bremen statt. Insgesamt gab es 30 Einreichungen aus 14 Ländern. „Die vielfältigen Ansätze aus allen Teilen der Welt haben selbst die Jurymitglieder überrascht und beweisen, dass es die Technologieanbieter ernst meinen mit der Dekarbonisierung in der maritimen Branche“, sagte Peter Moller, Geschäftsstellenleiter des MCN in Schleswig-Holstein.

Das Maritime Cluster Norddeutschland dankt allen Wettbewerbsteilnehmer:innen, der Jury, den Initiator:innen des Innovationswettbewerbs ZeroEmission@Berth sowie allen Besucher:innen, die bei der Preisverleihung dabei waren.

 

Kategorie A: Konzepte

In der Kategorie A: Konzepte ging die Auszeichnung an das norwegische Unternehmen TECO 2030 AS. Die Firma will mit ihrer gleichnamigen Power Barge eine mobile, schwimmende Null-Emissions-Stromversorgung für Schiffe am Liegeplatz und vor Anker zur Marktreife bringen, die auf Brennstoffzellentechnologie basiert. „Ein wesentlicher Aspekt ist, dass wir ganzheitlich auf den Hafen und die dortigen Rahmenbedingungen für den Einsatz unserer Technologie blicken“, unterstrich Fredrik Aarskog, Business Development Manager – Hydrogen Technology des Unternehmens, anlässlich der Preisverleihung. Das System sei zudem nicht nur im Hafen oder vor Anker sondern auch für Schiffe in Fahrt geeignet.

Kategorie B: Prototypen

Preisträger in der Kategorie B: Prototypen ist die CMB Germany GmbH & Co. KG, eine Tochtergesellschaft der belgischen CMB-Gruppe. CMB hat Dual-Fuel- und Mono-Fuel-Anwendungen für emissionsfreie sowie emissionsreduzierte Landstromversorgung von Schiffen am Liegeplatz entwickelt. „Das Innovative besteht darin, dass man eine bestehende Technologie – die Dieselmaschine – weiter nutzen kann, sie aber auf Wasserstoff umstellt“, erläuterte Benjamin Weinacht, Geschäftsführer von CMB Germany. „Wir tragen damit der Tatsache Rechnung, dass noch nicht überall sofort Wasserstoff verfügbar ist, denn die Maschinen können in der Übergangsphase weiter mit Diesel Strom erzeugen.“

Kategorie C: Existente Lösungen

Sieger in der Kategorie C: Existente Lösungen sind die dänischen Unternehmen Ballard Power Systems Europe und CS electric A/S. Deren gemeinsam entwickeltes und bereits zertifiziertes Produkt FC Wave versorgt Schiffe emissionsfrei mit Energie aus Wasserstoff. Die Brennstoffzellen können in 20-Fuß-Containern installiert werden und sind auch dank des sehr niedrigen Geräuschpegels besonders gut für Hafenumgebungen geeignet. „Unser Ansatz bestand darin, eine bestehende emissionsfreie Technologie in einer neuen Umgebung – dem Hafen – zu nutzen, die in Zukunft umweltfreundlicher werden will“, sagte Thomas T. Petersen, Product Line Manager Marine bei Ballard. „Die Lösung besitzt ein großes Potenzial, auch weil sie sich schnell skalieren lässt“, ergänzte Gert Andersen, Senior Sales Manager bei CS electric.

Die Nominierten

Kategorie A: Konzepte
ABB OY (Finland), Hydrogen de France (Frankreich), Teco 2030 AS (Norwegen)

Kategorie B: Prototypen
CMB Germany (Deutschland), Navtek Naval Technologies (Türkei), Teco 2030 AS (Norwegen)

Kategorie C: Existente Lösungen
Ballard Power Systems (Dänemark), DK Tankers (Singapur), e-Cap Marine (Deutschland), Hydrogen de France (Frankreich), Navtek Naval Technologies (Türkei)

Die Nennung der Nominierten erfolgte in alphabetischer Reihenfolge.

Die Initiatoren

Die Initiatoren des Projekts ‚ZeroEmission@Berth‘ sind die Hafeninfrastrukturgesellschaften der hier genannten deutschen Seehäfen. Durch das gemeinsame Positionspapier zu ‚ZeroEmission@Berth‘ positionieren sie sich für ein Level Playing Field, für Technologieoffenheit sowie das Polluter Pays Principle.
Link zum Positionspapier ‚ZeroEmission@Berth‘