Green Meth: Netzwerk zur Nutzung von Methanol als erneuerbarer Energieträger
Die Einhaltung der im Pariser Abkommen formulierten, ehrgeizigen Klimaziele erfordert auch in der Schifffahrt einen Übergang von fossilen auf möglichst CO2-neutrale Brennstoffe. Zusätzlich werden schon bald deutlich strengere Abgasgrenzwerte für weitere schädliche Emissionen, wie zum Beispiel Schwefeloxide und Feinstaub, gelten. Das vom Maritimen Cluster Norddeutschland (MCN) initiierte und vom Beratungsunternehmen embeteco betreute ZIM-Innovationsnetzwerk Green Meth befasst sich mit der Entwicklung und Markteinführung von Methanol-basierten Antriebslösungen für kleine Schiffe.
Der Bereich der alternativen, umweltfreundlicheren Brennstoffe gehört zu den Arbeitsschwerpunkten des Maritimen Clusters Norddeutschland. In Niedersachsen beschäftigt sich die MCN-Geschäftsstelle seit mehr als zwei Jahren mit dem Thema Methanol. Das MCN organisierte unter anderem Workshops, bei denen skandinavische Kompetenzträger wie die Stena Line von ihren Erfahrungen im Schiffsbetrieb mit Methanol berichteten. Um der maritimen Wirtschaft eine aktuelle und gesicherte Datenbasis zur Verfügung stellen zu können, veröffentlichte das MCN im Oktober 2018 die Potenzialanalyse „Methanol als emissionsneutraler Energieträger für die Schifffahrt“.
Die aus der Studie resultierenden Ergebnisse veranlassten zehn Unternehmen sowie sechs Hochschulen und Forschungseinrichtungen dazu, sich koordiniert durch das MCN zu einem geförderten Innovationsnetzwerk zusammenzuschließen. Der gemeinschaftlich mit dem MCN erstellte Antrag für ein ZIM-Projekt mit dem Titel „Green Meth – Netzwerk zur Nutzung von Methanol als erneuerbarer Energieträger in maritimen Anwendungen“ wurde im April 2019 durch das in Oldenburg ansässige MCN-Mitglied embeteco eingereicht. Die Bewilligung des Innovationsnetzwerkes erfolgte rückwirkend zum 1. Juni 2019. Das ZIM-Netzwerk wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
„Es ist großartig, dass das MCN durch das Engagement für zukunftsweisende Projekte im Bereich der alternativen Schiffsantriebe einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Schifffahrt leisten kann und sich hier als einer der Vorreiter positioniert“, sagt Dr. Susanne Neumann, Leiterin der MCN-Geschäftsstelle Niedersachsen.
Alternative Antriebskonzepte für kleinere Schiffseinheiten fehlen auf dem Markt
Die Arbeit der Netzwerkpartner zur Entwicklung von Projekten nimmt nun Fahrt auf, um langfristig Methanol als Alternative zu anderen Konzepten wie LNG, Wasserstoff oder GTL-Diesel in den Markt einzuführen und zu etablieren. Methanol-Antriebe sollen es Schiffseignern flächendeckend ermöglichen, aktuelle und zukünftige Emissionsgrenzwerte einzuhalten. Zu den Vorteilen gehören die einfachere Umrüstbarkeit von Schiffen, keine Energieverluste durch Lagerung und Transfer, geringe Logistikkosten sowie vorhandene beziehungsweise leicht zu schaffende Infrastrukturen. Die Stagnation bei der Einführung von alternativen Brennstoffen, zum Beispiel bedingt durch fehlende Bunkerinfrastruktur und hohe regulatorische Hürden, soll somit aufgebrochen werden – auf dem Weg zu einer nachhaltigeren und saubereren Schifffahrt.
Das operative Ziel des Netzwerks besteht darin, durch Forschungs-und-Entwicklungsprojekte innovative Produkte zu entwickeln, die es erlauben, Methanol auf kleineren Schiffen als alternativen Brennstoff sicher und zuverlässig einzusetzen. Diese könnten zukünftig auf Arbeitsschiffen und -booten wie zum Beispiel Peilschiffen und kleineren Schwimmbaggern, Schleppern, Offshore-Fahrzeugen wie Crew-Transfer-Vessels oder Guard Vessels, Fährschiffen, Inselversorgern und Küstenmotorschiffen eingesetzt werden. Die Umrüstung kleiner Schiffe auf Gasantriebe ist durch die komplexe Lagerung von tiefkaltem, verflüssigtem Erdgas in räumlich engen Schiffsstrukturen und durch die „starre“ Tankgeometrie (zumeist Doppelzylinder) technisch und wirtschaftlich schwierig. Somit bietet es sich an, für diese Schiffe andere Brennstoffe mit vergleichbar guten oder besseren Umwelteigenschaften einzusetzen. Das Füllen dieser Lücke durch geeignete Technologien wird durch die Netzwerkpartner angestrebt.
„Kleine und mittelständische Unternehmen sind aufgrund des steigenden Interesses der Schifffahrt an Antriebslösungen für kleinere Schiffseinheiten zunehmend daran interessiert, an Projekten zum Thema Methanol als Brennstoff für die Schifffahrt mitzuwirken. Eine Mitarbeit in einem ZIM-Netzwerk bietet hier sehr gute Möglichkeiten“, so Henning Edlerherr, Projektmanager beim Maritimen Cluster Norddeutschland.
Wirtschaft und Forschung arbeiten gemeinsam an Lösungen
Im ZIM-Netzwerk Green Meth arbeiten unter anderem kleine und mittlere Unternehmen eng zusammen. Neben den MCN-Mitgliedern FriTec, IB-HAWE und Scan Diesel sind die Unternehmen Anleg, EMDION, OPTOLUTION Messtechnik und Ingenieurbüro Beck Teil des Projekts.
Als zukünftige Anwender der zu entwickelnden Technologien sind das MCN-Mitgliedsunternehmen EMS Maritime Offshore und Niedersachsen Ports mit an Bord, das landeseigene Hafeninfrastrukturunternehmen betreibt eine eigene Flotte von Arbeitsfahrzeugen.
Die Forschungseinrichtungen BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik, DLR Institut für vernetzte Energiesysteme, Hochschule Wismar, Jade Hochschule, und Northern Business School bringen ebenfalls Ihre Kompetenzen in das Netzwerk ein.
Das Netzwerk wird durch das Beratungsunternehmen embeteco betreut. Das MCN-Mitgliedsunternehmen wird mit den Netzwerkpartnern innovative Projekte entwickeln, Fördermittel akquirieren und bei der Abwicklung von Förderprojekten unterstützen.
Als assoziiertes Netzwerkmitglied wird das Maritime Cluster Norddeutschland das Projekt weiter begleiten, weitere Technologiepartner aus dem Netzwerk beisteuern und darüber hinaus das Thema Methanol als alternativer Brennstoff voranbringen.
Zukunft regenerativ produziertes Methanol
Methanol kann synthetisch aus Wasser und Kohlenstoffverbindungen unter Einsatz von Energie hergestellt werden. Zudem ist eine Herstellung aus Synthesegasen, welche relativ umweltfreundlich aus Abfällen verschiedenster Art produziert werden können, technisch leicht möglich. Hierin liegt die Chance, in weiteren Projekten die dezentrale Produktion von „grünen“ Schiffsbrennstoffen flankierend voranzutreiben.
Kontakt
Henning Edlerherr, Projektmanager
Maritimes Cluster Norddeutschland e. V.
Geschäftsstelle Niedersachsen
+49 4404 98786-14
henning.edlerherr@maritimes-cluster.de