Presse

30. August 2018

Zukünftige Größenentwicklung von Offshore-Windkraftanlagen: Herausforderung in Logistik, Service und Koordination

Am Ende einer interessanten und erfolgreichen Veranstaltung: Referenten, Fachgruppenleiter der MCN-Fachgruppe „Maritime Wirtschaft Offshore Wind“ sowie Organisatoren und Vertreter der IHK Oldenburg posieren für das Gruppenfoto.

Am Ende einer interessanten und erfolgreichen Veranstaltung: Referenten, Fachgruppenleiter der MCN-Fachgruppe „Maritime Wirtschaft Offshore Wind“ sowie Organisatoren und Vertreter der IHK Oldenburg posieren für das Gruppenfoto. – Bildrechte: Oldenburgische Industrie- und Handelskammer

Offshore-Windkraftanlagen werden immer größer, hieran besteht kein Zweifel in der Offshore-Windindustrie. Die Frage, wo die Grenze des wirtschaftlich machbaren liegt, ist hingegen noch weitgehend offen. Aber was bedeutet diese Entwicklung für Offshore-Terminalbetreiber, Schiffsbetreiber, Service-Dienstleister und für die Versicherer? Wie stellen sich diese Markteilnehmer auf die neuen Herausforderungen ein? Circa 50 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich Ende August 2018 in einer Konferenz mit Workshops in Oldenburg intensiv mit diesen Fragen beschäftigt und darüber diskutiert. Die Fachgruppe Maritime Wirtschaft Offshore Wind des Maritimen Clusters Norddeutschland hatte zu der Veranstaltung eingeladen.

Von immer größer werdenden Anlagen versprechen sich die Windparkbetreiber den Stromgestehungspreis für Offshore-Windenergie weiter senken zu können. Die Hersteller setzen ebenfalls auf diesen Trend und bringen Anlagen mit bis zu 12 MW Nennleistung pro Anlage auf den Markt.

Der Offshore-Terminalbetreiber Cuxport setzt zukünftig auf die RoRo-Verladung (RoRo = RollOn RollOff) von großen und schweren Offshore-Komponenten. Die großen Gründungselemente, die bis zu 1.500 Tonnen auf die Waage bringen werden, können damit ohne den Einsatz von Kranen an Bord gerollt werden. „Die zum Anheben solcher Lasten notwendigen Krane sind nur sehr begrenzt verfügbar“, erklärte Roland Schneider von der Cuxhavener Cuxport GmbH. Die rollende Verladung sei zudem sicherer. “Mit seiner Infrastruktur ist der Standort Cuxhaven für den Umschlag von größeren Anlagenkomponenten gut gerüstet“, sagte Schneider.

Im Bereich der Logistik gehe es vor allem darum, die Kosten der Logistik im Unternehmen sichtbar zu machen. „Bis zu 75 Prozent der Logistikkosten können unmittelbar beeinflusst werden“, so Roger Heidmann von der LSA Logistik Service Agentur GmbH. Die Nutzung strategischer Potenziale in der Logistik und eine hohe Transparenz sind im Hinblick auf die enormen Transportkosten im Offshore-Windbereich schon heute von höchster Bedeutung und werden zukünftig noch wichtiger.

Die Sichtweise der Windparkbetreiber auf die zukünftige Entwicklung der Anlagengrößen wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch Paula Segelken und Malte Hippe (Geschäftsführer Ørsted Wind Power Germany GmbH) von der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie e.V. nähergebracht. Aus Sicht der Windparkbetreiber sind die Stromgestehungskosten der entscheidende Faktor. Steigende Anlagengrößen seien hierbei nur ein Aspekt zur Kostenreduktion. Von Bedeutung sei außerdem die Senkung der Ausfallzeiten durch neue Wartungs- und Servicekonzepte sowie mit Hilfe von angepassten Betriebskonzepten. Bei höheren Leistungen der Einzelanlagen ist die Vermeidung von Ausfällen und Stillstandzeiten von besonderer Bedeutung, da Ausfälle deutlicher ins Gewicht fallen.

Die neuen Großanlagen sollen vor allem im tiefen Wasser zum Einsatz kommen sollen. Eine bedeutende Rolle werden deshalb größere Schiffe spielen, die auch bei schlechtem Wetter ständig im Windpark einsatzbereit sind (sog. Service Operation Vessels, SOV). Trotz der größeren Distanz zur Küste können Service-Teams mit ihnen schneller vor Ort sein.

Jannis Klar von GRS Global Renewables Shipbrokers, ging darauf ein, welche Schiffstypen und ‑größen zukünftig nachgefragt werden. Als Shipbroker verfügt GRS über einen umfangreichen Überblick über die am Markt verfügbaren Fahrzeuge und über die erzielten Charterraten. Aufgrund der steigenden Küstendistanzen werden immer häufiger Schiffe mit Möglichkeiten zur Personalunterbringung gefordert. Diese sogenannten W2W-Vessels (Walk-to-Work-Schiffe) werden zudem immer spezialisierter im Einsatzgebiet, da sie nur zum Zweck der Unterbringung des Personals oftmals nicht rentabel betrieben werden können. Neben der Unterbringung dient das W2W-Vessel auch dem Versatz von Technikern und übernimmt die Rolle einer mobilen Offshore-Kommandozentrale. Konnte im Jahr 2014 noch der steigende Bedarf an W2W-Schiffen durch Schiffe aus dem Öl- und Gasmarkt gedeckt werden, sorgen heute die Offshore-Wind-spezifischen Anforderungen dafür, dass vermehrt Spezialschiffe für diesen Einsatzzweck gefordert werden.

Den Vorträgen der Referenten folgten Workshops, in denen über die zukünftige Entwicklung von Offshore-Windkraftanlagen diskutiert wurde.

Im Workshop 1 zum Thema „Logistik, Service und Koordination“ unter Leitung von Knut Gerdes, EMS Maritime Offshore GmbH und Fachgruppenleiter, herrschte Zuversicht, was die Lösung der aktuellen Herausforderungen betrifft. Die Service-Dienstleister können und werden sich auf die größeren Anlagen einstellen, waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitestgehend einig.

Sie diskutierten, bei welchen Anlagengrößen eine sinnvolle Grenze liegen könnte, beziehungsweise wann der Break-Even-Point im Hinblick auf die höheren Errichtungskosten oder Reparaturkosten pro Anlagen im Verhältnis zu niedrigeren Betriebskosten bei geringerer Anlagenanzahl eintreten könnte. Diese Frage ist, analog zur Größenentwicklung von Containerschiffen, nach derzeitigem Wissenstand nicht zu beantworten. Ob nicht die maximale Anlagengröße weniger durch die technische Machbarkeit definiert wird, sondern durch rechtliche Hindernisse im Genehmigungsverfahren, fragte sich ein Teilnehmer. Aus technischer Sicht sind vor allem die zukünftig erforderlichen Kranhöhen und Hakenlasten bei Errichtung unklar.

Im Workshop 2: „Herausforderung Digitalisierung – Assistenzsysteme für den Windparkbetrieb der Zukunft“ sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die breiten Anwendungsmöglichkeiten digitaler Assistenzsysteme im Kontext größerer Windenergieanlagen. Moderiert wurde der Workshop von Stephan Wrage von der Skysails Marine Performance GmbH, Durch stetig wachsender Anlagengrößen fällt der Ausfall einzelner Anlage finanziell immer stärker ins Gewicht. Dazu kommt, dass die individuellen Reparaturen sowohl kosten- als auch zeitintensiver werden. Digitale Überwachungssysteme können größere Reparaturen vermeiden und Ausfallzeiten minimieren, da mit ihnen Fehler erkannt werden, bevor Sie zum Problem werden.

Im Workshop 3 „Versicherungsschutz und Probleme der Größenentwicklung“, der von Dr. Patrick Wendisch von der Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG moderiert wurde, stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fest, dass es bei neuen Projekten immer Sinn macht, sich frühzeitig mit dem Thema Versicherungsschutz auseinanderzusetzen. Neue, große Anlagen sind aus Sicht der Versicherer neue Technologien, für die noch keine Betriebserfahrungen vorliegen. Das Risiko wird in der Bewertung daher verhältnismäßig hoch angesetzt, was sich in den Versicherungsbeiträgen niederschlägt. Um höhere Leistungen zu erzielen, aber die Versicherungskosten geringer zu halten, müssten daher bestehende Anlagen aufgerüstet werden und somit auf „proven technologies“ werden.

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Bilder

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Bildunterschrift: Am Ende einer interessanten und erfolgreichen Veranstaltung: Referenten, Fachgruppenleiter der MCN-Fachgruppe „Maritime Wirtschaft Offshore Wind“ sowie Organisatoren und Vertreter der IHK Oldenburg posieren für das Gruppenfoto.
Auf dem Foto (v.l.n.r.): Dr. Sven-Brian Müller, TenneT Offshore GmbH; Martin Heine, Oldenburgische IHK; Stephan Wrage, SkySails Marine Performance GmbH; Knut Gerdes, EMS Maritime Offshore GmbH; Malte Hippe, Geschäftsführer Orsted Wind Power Germany GmbH; Paula Segelken, AGOW e. V.; Roland Schneider, Cuxport GmbH; Niels Erdmann, Deutsche Windguard Offshore GmbH; Jannis Klar, GRS Global Renewables Shipbrokers GmbH; Dr. Patrick Wendisch, Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG; Roger Heidmann, LSA Logistik Service Agentur GmbH; Dr. Susanne Neumann, Maritimes Cluster Norddeutschland e. V.; Dr. Jan Backhaus, CORVEL LPP; Henning Edlerherr, Maritimes Cluster Norddeutschland e. V.
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Bildunterschrift: Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung teil, zu der die MCN-Fachgruppe Maritime Wirtschaft Offshore Wind eingeladen hatte.
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Bildunterschrift: Die branchenübergreifende Vernetzung ist eines der Kernanliegen des MCN. Das Networking kam deshalb auch bei dieser Veranstaltung nicht zu kurz.
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Das Maritime Cluster Norddeutschland wurde 2011 gegründet. Zunächst arbeiteten die Länder Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein in dem länderübergreifenden Cluster zusammen, im September 2014 kamen auch Bremen und Mecklenburg-Vorpommern hinzu. Seit Anfang 2017 agiert das MCN als Verein. www.maritimes-cluster.de

 

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