Presse

11. September 2020

Methanol 4.0: Volle Kraft voraus Richtung Green Deal

Das Thema Methanol als alternativer Brennstoff für die Schifffahrt rückt im Hinblick auf die angestrebte Dekarbonisierung des Schifffahrtsektors immer mehr in den Fokus. Um einen Überblick über die verschiedenen Akteure, die Produkte und Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten oder an Projekten zu Methanol arbeiten, zu erhalten und damit die Markttransparenz zu erhöhen, hat das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) die Erstellung einer Marktübersicht bei der EurA AG beauftragt. Im Rahmen einer virtuellen Fachtagung ist eine erste Zusammenstellung von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und weiteren Akteuren der Öffentlichkeit präsentiert worden.

Der GreenDeal wird die maritime Wirtschaft fordern

Bei der virtuellen Veranstaltung „Methanol 4.0: Volle Kraft voraus Richtung Green Deal“ informierten sich rund 65 Teilnehmende über laufende Projekte, neue vielversprechende Ansätze und erste Erfahrungen im Betrieb mit Methanol.
Die im GreenDeal definierten Ziele zur Dekarbonisierung werden in einem nun begonnenen Prozess durch konkrete Initiativen, zum Teil legislativ, umgesetzt. Davon ist auch die Schifffahrt betroffen.
Unter der Überschrift „FuelEU“ ist beispielsweise eine Initiative zur Förderung alternativer Kraftstoffe in der Schifffahrt und in Häfen geplant. Ziel ist es, bis Ende 2020 den Entwurf einer neuen, rechtlich-bindenden Richtlinie vorzulegen.

Zudem wird unter anderem die Einbeziehung der Schifffahrt in den EU-Emissionshandel diskutiert. Timo Schubert, Geschäftsführer der ADS Insight GmbH, gab den ca. 60 Teilnehmern interessante Einblicke und zudem hilfreiche Tipps, wie sich Unternehmen in den Prozess einbringen können.
Henning Edlerherr aus der MCN-Geschäftsstelle Niedersachsen gab im Anschluss einen Überblick über die Aktivitäten und Projekte des MCN zum Thema Methanol, wie z.B. die Aktivitäten der ZIM-Netzwerke Green Meth und Binnenschiff 4.0 und stellte einige geplante Neubauprojekte für Methanol-betriebene Schiffe in Niedersachsen mit Beteiligung von MCN-Mitgliedern vor. Weitere Themen waren ein Retrofit-Konzept für 4-Takt-Dieselmotoren sowie die Erzeugung regenerativen Methanols.

Übersicht über Methanol-Akteure schafft Markttransparenz und fördert Synergieeffekte

Das Maritime Cluster Norddeutschland hat gemeinsam mit der EurA AG eine Marktübersicht mit dem Titel „Übersicht über Technologien, Dienstleistungen und Projekte im Bereich Methanol als alternativer Brennstoff für die Schifffahrt“ veröffentlicht. Bereits 27 nationale und internationale Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen stellen darin ihre Technologien und Dienstleistungen im Bereich Methanol vor.
Die Übersicht ist eine lebendige Sammlung aktueller Technologien und Dienstleistungen zur Einführung von Methanol als Brennstoff, die auch nach ihrer ersten Veröffentlichung stetig weiterentwickelt wird. Ziel ist die Erfassung möglichst vieler Akteure. Daher sind auch in Zukunft alle Akteure aus diesem Gebiet herzlich eingeladen, ihre Beiträge in den kommenden Monaten als Erweiterung der bestehenden Übersicht zur Verfügung zu stellen. Auch Weiterentwicklungen der Lösungsansätze, die bereits Teil der Übersicht sind, können jederzeit aktualisiert werden.
Vorgestellt werden in der ersten Fassung Technologien rund um den mit Methanol betriebenen Motor, aus dem Bereich der Motoren-Peripherie, aber auch beispielsweise Dienstleistungen zur kostenoptimierten Umsetzung der Methanol-Guidelines auf Neubauten und in der fahrenden Flotte sowie diverse Verfahren zur Erzeugung grünen Methanols.
Die jeweils aktuellste Fassung der Marktübersicht kann HIER kostenlos heruntergeladen werden.

Methanol ist bereits als Brennstoff für Tanker erprobt

Fredrik Stubner von der schwedischen Reederei Marinvest AB berichtete über die mittlerweile mehrjährigen Betriebserfahrungen mit den weltweit ersten Methanol-betriebenen Chemikalientankern in weltweiter Fahrt. Auch wenn Methanol Reederei-intern als secondary fuel bezeichnet wird, fahren die Schiffe über 80% der Zeit mit Methanol, auch wenn andere Brennstoffe wie Diesel, Schweröl oder stark entschwefeltes Schweröl genutzt werden können. Die Bunker-Tanks können gleichzeitig auch als Tanks für Ladung genutzt werden, sodass der Charterer maximale Flexibilität in Bezug auf die Ladekapazität und auf den gewählten Brennstoff vorweisen kann. Die Betriebserfahrungen sind sehr gut, die Bestellung weiterer Schiffe ist geplant.

EU-Projekt FASTWATER entwickelt Lösungen für 4-Takt-Motoren

Die Verfügbarkeit von 4-Takt-Motoren, die für den Betrieb mit Methanol geeignet sind, ist noch nicht flächendeckend am Markt gegeben. Diese technologische Lücke soll durch das europäische Projekt FASTWATER geschlossen werden. Es sollen Lösungen für den Retrofit und für neue Motoren entwickelt werden. Geplant ist die Umrüstung einer ABC 8DZC Maschine, die in einem Hafenschlepper zum Einsatz kommen soll sowie der Einsatz einer 300 kW Scania ED95 in einem Lotsenversetzer. Auf Basis eines 235 kW Mercury Motors wird außerdem eine Lösung für ein Küstenwachschiff vorbereitet.
Auch das MCN begleitet derzeit ein Konsortium aus überwiegend MCN-Mitgliedern in einem neuen Projekt, welches das Angebot eines herstellerunabhängigen Retrofit-Kits zur Umrüstung von bestehenden 4-Takt-Dieselmotoren zum Ziel hat.

Zukunft Brennstoffzelle

Auch im Bereich der Entwicklung von Methanol-Reformer-Brennstoffzellen sind große Schritte zu verzeichnen. Die Firma Blue World Technologies aus Aalborg / Dänemark hat sich zum Ziel gesetzt, die Brennstoffzelle aus dem Stadium des Einsatzes in Projekten und in Demonstrationsvorhaben in die Marktreife und Serienfertigung zu überführen. Im Bereich des Antriebes von KFZ mittels Methanol-Brennstoffzellen steht die Markteinführung bevor, das Unternehmen wird sich zukünftig allerdings auch im maritimen Sektor positionieren.

Ausblick

Methanol wird als Brennstoff für die Schifffahrt großes Potenzial zugesprochen. Insbesondere für kleinere Schiffe z.B. im Short Sea Trade ist die Nutzung von Methanol aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen bei der Nutzung anderer Brennstoffe, wie zum Beispiel LNG, schon jetzt eine interessante Alternative. Bereits bei den vergangenen Veranstaltungen des MCN zu diesem Thema wurden technologische Lücken identifiziert, die nun durch eine Vielzahl von Initiativen und Projekten nach und nach geschlossen werden.

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Über das Maritime Cluster Norddeutschland

Das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) fördert und stärkt die Zusammenarbeit in der norddeutschen maritimen Branche. Es ermöglicht Plattformen des Dialogs der Akteure untereinander und fördert Innovation und Schnittstellen zu anderen Branchen. Mit Geschäftsstellen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ist das MCN präsent und kooperiert mit den Akteuren vor Ort. Es unterstützt unter anderem bei der Suche nach Innovationspartnern, berät zu Fördermitteln und vermittelt Kontakte in die maritime Branche. Mehr als 350 Unternehmen und Institutionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sind Mitglied im MCN. Insgesamt zehn Fachgruppen koordiniert das MCN zu den Themen Innovationsmanagement, Maritime Informations- und Kommunikationstechnologien, Maritimes Recht, Maritime Sicherheit, Maritime Wirtschaft Offshore Wind, Personal und Qualifizierung, Schiffseffizienz, Unterwasserkommunikation, Yacht- und Bootsbau sowie Clusterfunk.
Das Maritime Cluster Norddeutschland wurde 2011 gegründet. Zunächst arbeiteten die Länder Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein in dem länderübergreifenden Cluster zusammen, im September 2014 kamen auch Bremen und Mecklenburg-Vorpommern hinzu. Seit 2017 agiert das MCN als Verein. www.maritimes-cluster.de

 

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