„Unsere Sensorstation zeigt, wie Schiffsverkehr die Umwelt beeinflusst“

Florian Ludwig wurde für seine Abschlussarbeit zur Entwicklung einer autonomen Sensorstation mit dem MCN Junior Cup 2025 ausgezeichnet. Die Lösung misst Umweltdaten, verknüpft sie mit AIS-Schiffsbewegungen und ermöglicht so eine präzise Analyse der Auswirkungen des maritimen Verkehrs. Im Interview spricht er über die Idee hinter dem Projekt, den Einsatz in Namibia und die Bedeutung des Preises für ihn und sein Unternehmen.
Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des MCN Junior Cup! Sie wurden in der Rostocker JDS GmbH als Fachinformatiker ausgebildet und nun für Ihre Abschlussarbeit mit dem Nachwuchspreis des MCN ausgezeichnet. Worum ging es darin?
Gegenstand meiner Arbeit war die Entwicklung einer autonomen Sensorstation, mit der sich die Umweltauswirkungen des Schiffsverkehrs analysieren lassen. Das Thema hat mich sehr motiviert, weil es neben der technischen Herausforderung auch die Möglichkeit bot, etwas Sinnvolles für die Umwelt und damit für unsere Gesellschaft zu schaffen.
Wie kamen Sie auf die Idee dazu?
Der Impuls kam aus dem Team. Mein Ausbildungsbetrieb JDS beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Erfassen, Bearbeiten und Weiterleiten maritimer Daten. Die Idee, eine solche Station zu entwickeln, gab es intern bereits. Wir waren überzeugt, dass dies ein perfektes Projekt für eine Abschlussarbeit wäre. Also habe ich losgelegt.
Was kann Ihre Station?
Die Sensorstation misst und speichert Umweltdaten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die CO₂-Konzentration der Luft. Gleichzeitig erfasst sie die AIS-Daten der Schiffe in der Umgebung. So lassen sich interessante Zusammenhänge erkennen. Wir können beispielsweise nachvollziehen, wie sich die CO₂-Belastung verändert, wenn ein Kreuzfahrtschiff vorbeifährt.

Wo sollen Ihre Stationen zum Einsatz kommen?
Sinnvoll ist der Einsatz in Hafennähe, wo viele Schiffsemissionen entstehen. Die Lösung ist vergleichsweise preiswert, sodass wir auch ärmeren Ländern ermöglichen könnten, einen Beitrag zu einer grüneren Zukunft zu leisten. Mein Abschlussprojekt bezog sich konkret auf eine geplante Station in Namibia.
Ihre Station soll autonom operieren können. Was bedeutet das konkret?
Autarkie ist uns sehr wichtig. Unsere bestehende Teststation in Warnemünde wird beispielsweise über Solarmodule betrieben, die eine 12-Volt-AGM-Batterie speisen. Sie besitzt zwar einen Landstromanschluss als Backup, läuft aber seit mehreren Monaten stabil ausschließlich mit Solarenergie und sammelt kontinuierlich Daten. Sie operiert dabei weitgehend autonom. Das Konzept funktioniert also.
Wie erfolgt die Übertragung der gesammelten Daten?
Wir werten die Daten in unserer eigenen Cloudstruktur aus. In Warnemünde übertragen wir sie über das Mobilfunknetz – das funktioniert in Europa problemlos. Für Namibia benötigen wir jedoch eine andere Lösung. Hier untersuchen wir aktuell mehrere Möglichkeiten, unter anderem mit Starlink. Es gibt neue, kompaktere Varianten, die wir testen möchten. Wir wollen herausfinden, wie zuverlässig sie funktionieren und wie hoch ihr Energiebedarf ist. Starlink könnte auch in Europa eine Rolle spielen, um bei Mobilfunkausfällen auf Satellitenkommunikation umzuschalten und so eine hohe Ausfallsicherheit zu gewährleisten.

Sie nutzen auch die AIS-Daten von Schiffen. Wozu?
Die AIS-Daten, die jedes größere Schiff aussendet, sind sehr hilfreich. Wir können damit Schiffe identifizieren, ihre Bewegungen nachvollziehen und diese Informationen mit den Umweltdaten verknüpfen. Passiert beispielsweise ein Kreuzfahrtschiff, lässt sich die steigende CO₂-Belastung diesem zuordnen. Wir sind für die zuverlässige Datenerhebung und -auswertung zuständig. Was später mit den erhobenen und analysierten Daten geschieht und welche Maßnahmen daraus abgeleitet werden, ist der Fokusbereich unserer Partner.
Was bedeutet der MCN Junior Cup für Sie persönlich?
Ich fühle mich sehr geehrt. Eigentlich habe ich einfach etwas gemacht, worauf ich große Lust hatte und was mir sinnvoll erschien. Ich habe sehr viel Herzblut und Zeit investiert und freue mich daher umso mehr über die Auszeichnung. Für das Produkt und für JDS war der Preis sicher eine gute Werbung – nach der Verleihung in Bremen kamen viele Interessierte auf mich zu.
Über Florian Ludwig
Florian Ludwig ist bei der auf maritime Daten spezialisierten Rostocker JDS GmbH als Fullstack-Entwickler beschäftigt. Er absolvierte dort eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Den MCN Junior Cup gewann er für seine Abschlussarbeit „AIS-gestützte Umweltforschung und Seeraumüberwachung für mehr maritime Sicherheit – Entwicklung einer autonomen Sensorstation zur Analyse der Umweltauswirkungen des Schiffsverkehrs“.
© Fotos: MCN / Sigrun Strangmann