Das Maritime Cluster Norddeutchland in Niedersachsen unter Leitung von Dr. Susanne Neumann treibt das Thema Schiffsrecycling erfolgreich voran.
Die gute Nachricht kam im Mai 2025: Als erstes deutsches Unternehmen erhielt die Emder EWD Benli Recycling eine Zulassung für das Recycling von Schiffen. „Endlich war es so weit!“, erinnert sich Susanne Neumann, Geschäftsstellenleiterin des Maritimen Clusters Norddeutschland in Niedersachsen, denn der aufwendige Genehmigungsprozess hatte sich in die Länge gezogen. „EWD hat da sehr viel Geld, Zeit und Liebe reininvestiert“, konstatiert Neumann.
Für sie ist schwer nachvollziehbar, dass das Schiffsrecycling an Deutschlands Küsten noch ein Exotendasein fristet. Andere Küstenanrainer, wie etwa Dänemark, sind hier erheblich weiter. Dabei verfügen deutsche Unternehmen über jahrzehntelange Erfahrung mit Schiffsreparaturen. Ein vollständiges Recycling sei daher der logische nächste Schritt. „Unsere Betriebe kennen sich vor allem mit Gefahrstoffen bestens aus – das ist auch aus Sicht des Umweltschutzes ein riesiger Vorteil“, unterstreicht Neumann. Und mit dem beim Zerlegen gewonnen Stahl bliebe zudem ein wertvoller Rohstoff im Lande.
So überrascht es nicht, dass Susanne Neumann mit ihrem kleinen Geschäftsstellenteam ebenfalls viel Zeit, Liebe und Ressourcen in das Thema Schiffsrecycling investiert. „Mit Henning Edlerherr und Violetta Arndt habe ich zwei äußerst engagierte Mitarbeitende, die für das Thema brennen“. Teamarbeit ist für die Geschäftsstellenleiterin der Schlüssel zum Erfolg: „Wir kommen auch deswegen so gut voran, weil wir uns gegenseitig respektieren und vertrauen und auf dieser Grundlage auch sehr kontrovers diskutieren können.“ Fast jeden Morgen treffen die Drei sich zum Gedankenaustausch. „Für Außenstehende mag das manchmal wirken, als flögen da die Fetzen. Aber es geht immer nur darum, die gemeinsame Sache voranzubringen. Dabei halten wir zusammen wie eine kleine Familie“, erzählt Neumann lachend.
Schiffsrecycling in Deutschland nimmt Fahrt auf
Tatsächlich geht es voran mit dem Schiffsrecycling in Deutschland. Unter dem Dach der MCN Geschäftsstellen in Niedersachsen und Bremen hat sich eine Community von circa 50 Unternehmen gebildet, die sich regelmäßig austauschen und zusammenarbeiten. Sogar ein ZIM-Innovationsnetzwerk ShipRec ist entstanden, das Projekte im Schiffsrecycling initiiert und voranbringt. Auch gefeiert wird gemeinsam, etwa anlässlich des Inkrafttretens der Hongkong Convention für ein sicheres und umweltfreundliches Schiffsrecycling in diesem Juni in Bremerhaven.
Innerhalb des Maritimen Clusters Norddeutschland trägt die Arbeit der Niedersachsen und der Bremer Früchte: „Unsere Kollegen und Kolleginnen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg haben das Thema aufgegriffen und sind sehr aktiv“, berichtet Neumann. „Toll wäre ein länderübergreifendes Gemeinschaftsprojekt!“
Ein kurzfristig zu erreichendes Ziel sieht sie darin, vor den deutschen Küsten havarierte Schiffe auch in Deutschland zu recyceln. „Unsere Unternehmen können das, und es macht wirklich keinen Sinn, diese Fahrzeuge über lange Strecken nach Dänemark oder in die Niederlande zu schleppen, zumal damit auch erhebliche Umweltrisiken verbunden sein können.“
Für Neumann steht der Umweltschutzgedanke gleichwertig neben den wirtschaftlichen Chancen, die die Etablierung einer neuen Schiffsrecyclingbranche in Deutschland böte. Mit dieser Sichtweise steht sie nicht allein. Viele MCN-Mitglieder betrachteten das Schiffsrecycling nicht nur als aussichtsreiches Geschäftsfeld, sondern sähen auch die gesellschaftliche Verantwortung, ist Susanne Neumann überzeugt: „Für unsere Mitglieder ist Nachhaltigkeit nicht bloß ein Wort. Die Verantwortlichen in den Unternehmen haben oft selbst Kinder und wollen den nächsten Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen.“