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11. September 2025

Lots:innen diskutieren über Perspektiven ihres Berufsbilds

Welche Zukunft hat der Beruf der Lots:innen in Zeiten von Digitalisierung, Automatisierung und Fachkräftemangel? Mit dieser Frage setzte sich die Fachtagung „Herausforderung Zukunft – Wie verändert sich der Beruf der Lotsen?“ auseinander, zu der das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) am 9. September 2025 nach Hamburg eingeladen hatte. Rund 60 Vertreter:innen aus Lotswesen, Wirtschaft und Forschung kamen im Fraunhofer CML zusammen, um Chancen und Herausforderungen für die sichere Navigation großer Schiffe zu diskutieren.

Bereits im Grußwort des Hamburger Hafenkapitäns Simon Rosenkranz, HPA, wurde deutlich: Die Rolle der Lots:innen ist auch künftig unverzichtbar – gleichzeitig gilt es, innovative Technologien sinnvoll einzusetzen.

In vier Themenblöcken präsentierten Unternehmen und Institutionen aktuelle Entwicklungen. So berichteten Danelec, TRENZ und Vard über technologische Innovationen – von Remote Pilotage über Anlegesysteme bis hin zu Konzepten für die Flotte der Zukunft. „Die Veranstaltung bot eine wertvolle Plattform, um traditionelle Lotsenmethoden zu hinterfragen und zu überdenken. Um Innovationen anzunehmen, müssen wir weiterhin kritisch evaluieren und auch schwierige Fragen stellen“, betonte Thomas Petersen, DanPilot, und verwies auf bereits über 70 erfolgreiche Remote-Pilot-Operationen ohne Lotsen an Bord.

„Ein durch fachkompetente Lotsen durchgeführter Remote Dienst, kann in Gebieten ohne Lotspflicht einen Zugewinn für die Sicherheit darstellen“

Aus Sicht der deutschen Lots:innen stand hingegen die zentrale Frage im Mittelpunkt, wie sich das Berufsbild in Zeiten technologischen Wandels weiterentwickeln lässt. „Remote Pilotage oder besser Remote Advice kann den Bordlotsen in der Wichtigkeit seiner Tätigkeit für die Bereiche Safety und Security nicht ersetzen. Aber ein solcher, durch fachkompetente Lotsen durchgeführter Dienst, kann in Gebieten ohne Lotspflicht einen Zugewinn für die Sicherheit darstellen“, erklärte Kapitän Erik Dalege von der Bundeslotsenkammer.

Auch Kapitän Sven Stemmler, Bundesverband der See- und Hafenlotsen, machte deutlich, wie wichtig moderne technische Unterstützung ist: „Wo könnten Lotsen, Forschung und HPA anfangen? Bauen sie uns ein modernes Remote Pilot Center mit Conning Display, Schiffsdaten und analogen Anzeigen, mit guten Bildern und mit sprechender intelligenter Assistenz.“

„Das horizontal arbeitende System, das alles zusammenbringt, ist heute der Mensch – ein wirklich gleichwertiges technisches Pendant ist noch nicht in Sicht.”

Die Unternehmensperspektive brachte unter anderem Hendrik Busshoff, Vard Group AS, ein. „Daten sind nicht das Gleiche wie Informationen. Oft ist unklar, welche Informationen für gute Entscheidungen notwendig sind – und ob sie überhaupt als Daten vorliegen”, erklärte Busshoff. „Das horizontal arbeitende System, das alles zusammenbringt, ist heute der Mensch – ein wirklich gleichwertiges technisches Pendant ist noch nicht in Sicht.”

Eine Befragung der Teilnehmenden am Ende der Veranstaltung zeigte zudem, wo die größten Herausforderungen liegen: 57 Prozent sehen den Fachkräftemangel als zentrales Thema der kommenden Jahre. Auch die kontinuierliche Fortbildung der Lots:innen wurde mehrfach als entscheidender Erfolgsfaktor genannt.

Neben den Vorträgen hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, innovative VR-Anwendungen des Fraunhofer CML zu testen und so einen praxisnahen Einblick in zukünftige Trainings- und Unterstützungsmöglichkeiten zu gewinnen.

Die Fachtagung hat gezeigt, wie wichtig der Dialog zwischen Lots:innen, Wirtschaft und Forschung ist. Automatisierung und digitale Assistenzsysteme können die Arbeit der Lots:innen zwar unterstützen, aber nicht ersetzen. Die Expertise der Lots:innen bleibt auch in Zukunft unverzichtbar.