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22. Oktober 2025

Fünf Fragen an … Stephanie Buse

Die in Rostock ansässige Kraken Power GmbH entwickelt und produziert Unterwassertechnik. Personalchefin Stephanie Buse beschreibt den Kulturwandel vom Start-up zum Marktführer und verrät, wie sie für ein stark wachsendes Unternehmen erfolgreich rekrutiert. Dem Vorurteil vom angeblich faulen Nachwuchs widerspricht Stephanie Buse vehement.

 

Frau Buse, als Tochtergesellschaft des jungen kanadischen Unternehmens Kraken Robotics schreibt die Rostocker Kraken Power GmbH an einer beeindruckenden Wachstumsstory mit. Was genau macht Kraken und welche Rolle spielt der deutsche Standort in Mecklenburg-Vorpommern?

Kraken ist ein international aufgestelltes Unternehmen für Unterwassertechnik. Unsere Grundidee lautet: Wenn jemand etwas in der Tiefsee erledigt haben möchte, soll er zuerst an Kraken denken! Wir haben weltweit spezialisierte Einheiten – in Schottland etwa im Offshore-Bereich, in Kanada für Sonarsysteme und AUVs, also unbemannte autonome Unterwasserfahrzeuge. Der Standort Rostock konzentriert sich auf Unterwasserbatteriesysteme inklusive Kabeln und Ladegeräten. Diese Batterien sind etwa 1,50 Meter lang, wiegen rund 150 Kilogramm und dienen dazu, Drohnen unter Wasser zuverlässig und langanhaltend mit Energie zu versorgen. Das ist unser Kerngeschäft, und in diesem Nischenmarkt sind wir international führend.

 

Wie hat sich das starke Wachstum von Kraken in Rostock bemerkbar gemacht?

Enorm. Als ich Ende 2022 hier anfing, waren wir 23 Mitarbeitende, zum Jahresende 2025 werden wir etwa 80 sein. Dieses Wachstum war spannend, aber auch herausfordernd. Wir kommen aus einer Start-up-Mentalität, in der alle in einem Raum saßen und sich direkt austauschen konnten. Mit dem Wachstum verändern sich Strukturen, Kommunikationswege und Verantwortlichkeiten. Unsere Aufgabe in der Personalabteilung ist es, sicherzustellen, dass trotz der neuen Größe alle informiert bleiben und sich weiterhin als Teil eines gemeinsamen Teams verstehen.

 

Viele deutsche Unternehmen klagen über Fachkräftemangel. Wie erleben Sie als wachsendes Unternehmen das im Recruiting?

Ich mag das Wort „Fachkräftemangel“ nicht besonders. Natürlich gibt es aktuell weniger verfügbare Fachkräfte, nicht zuletzt wegen des sukzessiven Ausscheidens der „Boomer“-Generation. Aber entscheidend ist, wie man sich als Arbeitgeber präsentiert. Unternehmen müssen sich heute selbst verkaufen: authentisch, fair und mit einer Kultur, in der Menschen sich entwickeln können. Ich habe gerade erst zehn Ingenieure eingestellt, aber das brauchte Zeit und persönliche Ansprache. Standardanzeigen reichen nicht mehr. Wir legen Wert darauf, Beziehungen aufzubauen, auch wenn eine Bewerbung nicht sofort zu einer Einstellung führt. Es kommt vor, dass ich bei einem Bewerber oder einer Bewerberin das Gefühl habe, er oder sie könnte zu unserem Unternehmen passen, wie ein fehlendes Puzzleteil. Ich erkenne ein Potenzial, weiß aber vielleicht in dem Augenblick noch nicht, wo dieses Puzzleteil reinpassen könnte. Dann versuche ich, in Kontakt zu bleiben. Das funktioniert – nicht immer, aber doch erfreulich oft.

 

Wie gehen Sie dabei mit den unterschiedlichen Generationen im Unternehmen um, von jungen Berufseinsteiger:innen bis zu erfahrenen Fachkräften? Gerade die junge Generation steht ja aktuell in Hinblick auf Können und Arbeitsmoral oft ein bisschen am Pranger.

Aus meiner Sicht zu Unrecht. Die junge Generation denkt und arbeitet anders, das muss man akzeptieren. Die jungen Menschen kommen oft mit sehr genauen Vorstellungen, von denen sie auch nicht abrücken. Das kann schon anstrengend sein. Aber sie sind ganz sicher nicht unmotiviert oder gar faul. Ältere Mitarbeitende bringen wertvolle Erfahrung und Ruhe ein, haben aber natürlich auch ihre Eigenheiten. Der Schlüssel liegt im gegenseitigen Verständnis. Wir versuchen, die jeweiligen Stärken zu verbinden, anstatt Unterschiede zu betonen. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Der eine braucht klare Strukturen, der andere Freiraum. Wir haben übrigens Mitarbeitende aus zehn Nationen. Führung bedeutet für uns, diese Vielfalt zu nutzen und allen zu ermöglichen, ihr Potenzial zu entfalten.

 

Kraken ist Mitglied im Maritimen Cluster Norddeutschland (MCN) und Teil des Ocean Technology Campus (OTC) in Rostock. Welche Bedeutung haben diese Organisationen für Ihr Unternehmen?

Über Oliver Malmström, der die Geschäftsstelle Mecklenburg-Vorpommern leitet, halten wir sehr engen Kontakt zum MCN. Das hilft uns, an den neuesten Entwicklungen dranzubleiben und im besten Fall auch Kooperationspartner zu finden. Das Networking steht also im Vordergrund. Das gilt ebenso für das Ocean Technology Center. Im OTC im Rostocker Fischereihafen haben sich zahlreiche innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen angesiedelt, mit denen wir uns gern und intensiv austauschen. Wir bündeln auch ganz konkret unsere Kräfte und treten beispielsweise gemeinsam auf Messen auf. Für uns steht im OTC natürlich das Subsea Monitoring Network mit seinem Fokus auf Unterwassertechnologien im Vordergrund. In dem Wirtschaftszweig sehen wir sehr viel Potenzial – auch aufgrund aktueller weltpolitischer Entwicklungen.

Über Stephanie Buse

Stephanie Buse (40) arbeitet seit November 2022 als Senior Human Resources Business Partner für die Kraken Power GmbH in Rostock. Zuvor war sie im Personalbereich unterschiedlicher Unternehmen der maritimen Branche, der Versicherungswirtschaft und anderer Organisationen tätig. An der Universität Greifswald schloss die gebürtige Stralsunderin 2013 ein Studium der Germanistik und Skandinavistik erfolgreich ab und qualifizierte sich im Anschluss im Bereich Human Resources weiter.