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02. September 2025

Fünf Fragen an … Klas Reimer

Hoppe Marine zählt seit 75 Jahren zu den festen Größen in der maritimen Industrie. Das Hamburger Familienunternehmen hat sich vom kleinen Erfinderbetrieb zu einem international gefragten Systemintegrator entwickelt. Im Gespräch erläutert Klas Reimer, Head of Product Management, wie Hoppe seine Position am Weltmarkt behauptet, welche Rolle Innovationen spielen und warum Themen wie Künstliche Intelligenz oder Fachkräftegewinnung entscheidend für die Zukunft sind.

 

Hoppe Marine konnte im vergangenen Jahr das 75-jährige Firmenjubiläum feiern. Wie gelingt es einem deutschen Mittelständler mit weltweit rund 250 Mitarbeitenden, sich bis heute erfolgreich am Weltmarkt zu behaupten?

Wir sind tatsächlich ein klassischer Fall. Hans Hoppe, der Gründer des Unternehmens, war in erster Linie ein brillanter Erfinder, der viele Lösungen in der Messtechnik entwickelt hat und von seiner starken Vision getrieben war, den Schiffsbetrieb messtechnisch zu erfassen und zu optimieren. Unter seiner Ägide war Hoppe lange ein Ein- bis Zwei-Mann-Betrieb. 1990 übernahm Helmut Rohde das Unternehmen und brachte es auf Wachstumskurs. Bis heute befinden wir uns im Besitz der Familie Rohde. Neben unserer großen Expertise und langjährigen Erfahrung stützen wir uns vor allem auf gewachsene, sehr stabile Beziehungen zu unseren Kunden. Die sehen in uns im Idealfall eher einen Partner als einen bloßen Lieferanten und holen uns gerade für neue und innovative Projekte sehr gern ins Boot. Sie wissen, dass sie bei uns maßgeschneiderte Lösungen erhalten. Das ist eine sehr gute Basis für weiteres Wachstum.

 

Mit welchen Produkten agiert Hoppe heute am Markt, wo liegen Ihre Kernkompetenzen?

Bekannt geworden ist Hoppe durch seine Tankmess-, Ventilsteuerung und Antiheelinganlagen. Die kennt bis heute wohl jeder Seemann, denn wir haben weltweit rund 7.500 Schiffe mit unseren Systemen ausgestattet. Ich selbst bin in meiner Ausbildung zum Schiffsmechaniker bei Hapag-Lloyd auch mit den Anlagen in Kontakt gekommen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben wir uns dann von einem klassischen Anlagenbauer und Automatisierer zu einem Anbieter integrierter Systeme weiterentwickelt. Das sind oft hochspannende, sehr komplexe Systeme. Aktuelle Sonderprojekte sind neben Schwimmdocks beispielsweise die Ausrüstung von Jack-Up-Schiffen, die zur Installation von Windkraftanlagen auf hoher See eingesetzt werden. Ebenso statten wir Installationsschiffe mit Schwerlastkränen im Bereich Schwimmlagensteuerung aus und sorgen dafür, dass das Schiff unter Einhaltung der Stabilität die gewünschte Schwimmlage hält. Da hängen dann bis zu 3.000 oder 4.000 Tonnen am Kranausleger. Unsere Steuerung sorgt dafür, dass das ausgleichende Ballastwasser simultan zur Drehbewegung des Krans hin- und hergepumpt wird. Unser System sorgt damit für einen sicheren Betrieb. Da sind wir schon stolz drauf, insbesondere weil wir hier in den wichtigen Märkten die Patente für dieses Verfahren halten.

Thema der Stunde ist in vielen Wirtschaftsbranchen die Künstliche Intelligenz. Welche Rolle spielt diese für Ihr Geschäft?

Das ist eine sehr spannende Entwicklung, die wir genau verfolgen. Wir nutzen die KI bislang vor allem intern. So haben wir beispielsweise einen maßgeschneiderten Chatbot auf Basis eines eigenen Large Language Models entwickelt und trainiert.

In Hinblick auf Produkte gilt grundsätzlich für uns: Optimierung basiert immer auf verlässlichen Daten. Hoppe stellt seit über 75 Jahren Messtechnik bereit und verbessert diese kontinuierlich. Ein wesentlicher Punkt ist dabei, dass wir die Sensorik – also die Kernkomponenten zum Erfassen zentraler Messgrößen – selbst entwickeln. So können wir nicht nur die relevanten Betriebsdaten, sondern auch wichtige Zustandsinformationen der Komponenten erfassen und bewerten.

Die Verarbeitung und Plausibilisierung dieser Daten sind bei uns längst Teil des Selbstverständnisses geworden. Damit schaffen wir die Grundlage für eine echte Optimierung. Auf dieser Basis bringen wir unsere Expertise aus der Schiffsbetriebstechnik ein und unterstützen unsere Kunden als Partner dabei, eine verlässliche Datenbasis aufzubauen. Validierte Daten sind aus unserer Sicht damit der Schlüssel zum Erfolg beim Einsatz von KI. Und da haben wir einen großen Schatz, den wir jetzt nach und nach heben: die Performancedaten aus weit mehr als 1.000 aufsummierten Betriebsjahren von Schiffen, die wir für das Training von KI nutzen können. Denn der Einsatz von KI ist nur sinnvoll – und sicher – wenn ausreichend „High Quality Data“ und ein Verständnis des Schiffsbetriebs vorhanden sind.

 

Viele deutsche Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Gilt das auch für Hoppe?

Bis vor zwei, drei Jahren galt das auch für uns. Seitdem erleben wir aber eine interessante Trendumkehr: Wir bekommen aktuell viele Initiativbewerbungen von Experten. Das liegt wohl daran, dass wir verstärkt als innovatives Unternehmen und Hidden Champion wahrgenommen werden. Wir haben ein sehr engagiertes Employer Branding, und das macht sich bezahlt. Außerdem bilden wir seit Kurzem wieder aus und werden das auch ausbauen. Insofern sind wir auf diesem Gebiet sehr zuversichtlich.

 

Seit vergangenem Jahr ist Hoppe auch Mitglied im Maritimen Cluster Norddeutschland. Was hat Sie dazu motiviert?

Das Maritime Cluster Norddeutschland ist eine sehr interessante Plattform. Wir können uns hier mit vielen anderen Unternehmen austauschen, darunter zahlreiche Weltmarktführer. Der Mix und die Qualität sind aus unserer Sicht hervorragend. Hinzu kommt, dass auf den Veranstaltungen des Clusters – anders als bei vielen Netzwerken – die Zulieferer nicht unter sich bleiben, sondern auch Kunden treffen können. In unserem Fall sind das die Reedereien. Dadurch entsteht für uns ein echter Mehrwert.

Über Klas Reimer

Klas Reimer ist Head of Product Management / Innovation Management bei der Hamburger Hoppe Marine GmbH. Berufserfahrung hat er nicht nur an Land, sondern auch auf See gesammelt: Der Ausbildung zum Schiffsmechaniker, dem Erwerb des Doppelpatents zum Nautiker und Schiffsbetriebstechniker folgte eine mehrjährige Seefahrtzeit als Ingenieur. Seit 2013 ist er bei der Hoppe Marine GmbH tätig – seit 2015 in führenden Position mit dem Schwerpunkt Produktneuentwicklung , Innovation und Produkt Management.