Fünf Fragen an … Frank Kerstedt
Forvis Mazars gehört zu den führenden internationalen Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. In Hamburg widmen sich gleich drei Teams den spezifischen Herausforderungen der maritimen Wirtschaft. Senior Manager und Steuerberater Frank Kerstedt spricht über die bevorstehende Umstellung auf E-Rechnungen und weitere steuerliche Top-Themen der Branche.
Herr Kerstedt, ab dem 1. Januar 2025 müssen Unternehmen in Deutschland zwingend auf elektronische Rechnungen umstellen. Ist die maritime Branche darauf vorbereitet?
Für unsere Mandanten kann ich sagen: Sie sind bestens gewappnet! Wir haben sie optimal vorbereitet. Für die Branche insgesamt war das allerdings ein enormer Kraftakt. Es galt unter anderem zu klären, welche Dateiformate zulässig sind und wie E-Rechnungen revisionssicher gespeichert werden können. Eine oft unterschätzte Herausforderung ist die Pflicht, die Daten in einem revisionssicheren Daten-Management-System (DMS) im Rahmen der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen vorzuhalten. Elektronische Rechnungen müssen nicht nur sicher archiviert, sondern auch über viele Jahre hinweg zugänglich und unveränderbar gespeichert werden. Unternehmen, die zehntausende Eingangsrechnungen verwalten, müssen hierfür geeignete Systeme und Prozesse implementieren. Wer das bisher versäumt hat, sollte dringend aktiv werden.
Ein weiteres heißes Thema ist die Grundsteuerreform, die ebenfalls zum 1. Januar 2025 greift. Welche Auswirkungen hat sie auf die maritime Wirtschaft?
Die Reform betrifft natürlich auch Hafengrundstücke, die im Eigentum oder zur Miete maritimer Unternehmen stehen. Vor allem bei der Einstufung dieser Grundstücke besteht oft Klärungsbedarf mit dem Finanzamt. Diese Zuordnung ist entscheidend, da sie die Höhe der Grundsteuer maßgeblich beeinflusst. Bei Forvis Mazars stehen wir in engem Austausch – sowohl intern bezüglich unserer Mandanten als auch mit den Verbänden der maritimen Wirtschaft und natürlich den Finanzämtern.
Welche weiteren steuerlichen Themen begegnen Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag besonders häufig?
Ein Dauerbrenner ist die Umsatzsteuer. Hier gibt es für die Seeschifffahrt komplexe Sonderregelungen. Grundsätzlich ist sie umsatzsteuerbefreit, aber in der Praxis stellen sich oft knifflige Fragen: Handelt es sich bei einem Schiff im Hamburger Hafen um ein Seeschiff oder doch um ein Binnenschiff? Und was gilt für Fahrzeuge ohne eigenen Antrieb? Diese Fälle rechtssicher zu klären, gehört zu unserem täglichen Geschäft. Daneben beschäftigen uns die Tonnagesteuer, die Energiesteuer und – hochaktuell – die globale Mindestbesteuerung.
Mit der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Anfang 2025 erwarten viele grundlegende Veränderungen im globalen Handel und bei steuerlichen Rahmenbedingungen. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau, geben jedoch keine voreiligen Prognosen ab – das wäre ein Blick in die Glaskugel. Die Erfahrung zeigt, dass sich vieles kurzfristig ändern kann. Das sahen wir zuletzt auch beim Jahressteuergesetz 2024, von dem wir bereits mehrere Entwürfe analysiert hatten, ohne wirklich zu wissen, was letztlich verabschiedet werden würde. Wir warten also ab, was der Amtsantritt von Donald Trump bringt – das liegt nicht in unserer Hand.
Ihr Unternehmen ist langjähriges Mitglied des Maritimen Clusters Norddeutschland, Sie engagieren sich dort zudem als Revisor. Was motiviert Sie, hier aktiv mitzuwirken?
Wenn die deutsche maritime Wirtschaft international wettbewerbsfähig bleiben soll, müssen alle Akteure an einem Strang ziehen. Das Maritime Cluster Norddeutschland bietet hierfür eine hervorragende Plattform. Es hat sich zu einem starken Sprachrohr der norddeutschen maritimen Wirtschaft entwickelt. Diese enge Zusammenarbeit zeigt echte Wirkung: Die norddeutschen Hafenstädte wären ohne diese Kooperation heute nicht so gut aufgestellt. Und wer könnte diese Zusammenarbeit besser vorantreiben als die Menschen, die in der Branche tätig sind? Deshalb sind Forvis Mazars und ich persönlich gerne im MCN aktiv.
Über Frank Kerstedt
Frank Kerstedt arbeitet seit 2018 in der Steuerabteilung von Forvis Mazars, wo er als Steuerberater und Senior Manager hauptsächlich in den Bereichen M&A-Umstrukturierungen von Private Clients tätig ist. Daneben betreut er auch maritime Mandate und unterstützt das Maritime Cluster Norddeutschland als Revisor.