Auf Kurs zur Nachhaltigkeit
Kanusport, später Seekajak und heute Segeln, Nautikstudium und Fahrenszeit bei einer Containerreederei – nach diesem klassischen Beginn seiner maritimen Karriere hat Henning Edlerherr die Zukunft der Schifffahrt in seinen beruflichen Fokus gerückt. Als Projektmanager in der Geschäftsstelle Niedersachsen im Maritimen Cluster Norddeutschland konzentriert sich der 34-Jährige auf Nachhaltigkeitsthemen wie klimafreundliche Kraftstoffe und ein umweltgerechtes Recycling von Alttonnage.
Elsfleth? Henning Edlerherr macht keinen Hehl daraus, dass ihm das niedersächsische Hafenstädtchen vor seinem Nautikstudium an der dortigen Hochschule nichts sagte: „Eigentlich wollte ich in Leer studieren, die Stadt kannte ich wenigstens“, erinnert sich der gebürtige Westfale. Nach dem erfolgreichen Studium und Fahrzeit als Offizier auf Containerschiffen ist er 2014 in den traditionsreichen Schifffahrtsstandort an der Unterweser für das zusätzliche Master-Studium „Maritimes Management“ zurückgekehrt und bis heute, zwar etwas weiter nördlich, in der Wesermarsch zu Hause. Als Projektmanager in der Geschäftsstelle Niedersachen des Maritimen Clusters Norddeutschland (MCN) widmet er sich seitdem Aspekten, die in rasantem Tempo Relevanz für die maritime Industrie bekommen. „Alternative, klimafreundlichere Kraftstoffe und das umweltgerechte Recyceln von Schiffen gehören zweifelsfrei zu den Zukunftsthemen unserer Industrie“, ist Henning Edlerherr überzeugt.
Nach dem zeitweiligen Hype rund um LNG als Schiffstreibstoff, schien vielen die Frage nach dem klimafreundlichen Kraftstoff der Zukunft längst beantwortet. Dem war aber nicht so. Spätestens seitdem der dänische Containerriese Maersk mit seiner Entscheidung für Methanol als künftigen Ersatz für fossile Brennstoffe an die Öffentlichkeit trat, ist klar, dass auch andere alternative Brennstofflösungen einen Markt haben. So wird auch Ammoniak eine wichtige Rolle spielen. Diesen Standpunkt vertritt Henning Edlerherr bereits sehr mehreren Jahren aktiv. Dennoch warnt er erneut vor voreiligen Schlüssen: „Aufgrund fehlender kostengünstig umsetzbarer Retrofit-Lösungen ist die Umrüstung von insbesondere kleineren Schiffen und Binnenschiffen auf grünes Methanol aktuell kaum wirtschaftlich darstellbar – an entsprechenden Projekten wird allerdings gearbeitet. Grünes Methanol wird auf absehbare Zeit zudem nicht in den notwendigen Mengen auf dem Markt verfügbar sein und ist noch sehr teuer.“ Große Herausforderungen liegen also noch vor der Branche. Zumindest für eine Übergangszeit sind daher synthetische Dieselkraftstoffe (wie z. B. FAME) aus erneuerbaren Quellen erforderlich, welche allerdings auch nur ein begrenztes Mengenpotenzial haben – aber besser ein begrenztes, aber vorhandenes Potenzial nutzen, als auf theoretische zukünftige Potenziale zu warten.
„Der Austausch von Informationen, Erfahrungen und Ideen gehört zu dem, was die Arbeit im MCN-Netzwerk so spannend und interessant macht“
Edlerherrs Wissen um die Möglichkeiten und Grenzen alternativer Kraftstoffe basiert auf dem intensiven Austausch mit MCN-Mitgliedern – mit Motorenherstellern und Kraftstoffproduzenten sowie weiteren Fachleuten. „Der Austausch von Informationen, Erfahrungen und Ideen gehört zu dem, was die Arbeit im MCN-Netzwerk so spannend und interessant macht“, sagt er. Informationen zu sammeln und zu bewerten, ist kein Selbstzweck: „Wichtig ist es, dass die Mitglieder und die Branche davon profitieren.“ Bestes Beispiel ist der „Workshop HVO“, den die MCN-Geschäftsstelle Niedersachsen im Frühjahr veranstaltete. Im Mittelpunkt stand das Für und Wider alternativer Kraftstoffe wie Hydrogenated Vegetable Oils (HVO) aus recycelten Speiseölen. Zusätzlich hatte Henning Edlerherr einen weiteren Aspekt im Blick: „Solche Treibstoffe lassen sich in der Region für den regionalen Einsatz herstellen“, verdeutlicht er einen weiteren Nachhaltigkeitsaspekt.
Nachhaltigkeit ist Henning Edlerherr auch bei seinem zweiten großen Thema wichtig. Noch immer wird Alttonnage unter teilweise fragwürdigen Rahmenbedingungen an den Stränden zum Beispiel von Indien und Bangladesh abgebrochen, wobei zugegebenermaßen auch hier mittlerweile einige Werften mit hohen Standards arbeiten. „Dabei sind die Weichen für ein nachhaltiges Recycling in Europa längst durch die Hongkong-Convention und die EU-Verordnung zum Abwracken von Schiffen gestellt.“ In Deutschland gibt es zwar immer wieder Ansätze, den Abbruch von Alttonnage auch hierzulande aufzuziehen: „Aber es ist noch kein Projekt umgesetzt worden, was auch an unklaren und hohen regulatorischen Hürden liegt“, berichtet Henning Edlerherr. Neben den genannten Themen befasst Edlerherr sich mit einer Vielzahl von weiteren Themen, wie dem Management von Sediment in Tidehäfen oder dem effizienten Ressourceneinsatz im Schiffsbetrieb.
Henning Edlerherr freut sich darauf, auch zukünftig gemeinsam mit dem seit langem eingespielten, schlagkräftigen und freundschaftlichen Team der Geschäftsstelle Niedersachsen an zukunftsweisenden und innovativen Themen zu arbeiten und damit einen Beitrag zur grünen Transformation der Branche zu leisten.
Kontakt
Henning Edlerherr, Geschäftsstellenleitung MCN Niedersachsen
04404 98786-14, 0173 4068751, henning.edlerherr@maritimes-cluster.de