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20. Mai 2024

Ankerplatz für attraktive Arbeitgeber:innen

Die maritime Industrie bietet viel mehr Karrierechancen als häufig vermutet. Davon ist Kerstin Kraass überzeugt und engagiert sich deshalb in der MCN-Fachgruppe Personal und Qualifizierung. In diesem Netzwerk für Mitglieder des Maritimen Clusters Norddeutschland (MCN) geben sich Unternehmen gegenseitig kreative Impulse für das Gewinnen von Fachkräften.

Auf einer Werft arbeiten? An Bord eines Schiffes die berufliche Heimat finden? Oder die Karriere besser im Kontor einer Reederei beginnen? Selbst an der Küste ist sich nicht jeder der Berufsvielfalt in der maritimen Industrie bewusst. „Wie mag es dann in Baden-Württemberg oder Bayern sein?“ fragt Kerstin Kraass. Die Antwort hat die Hamburger Personalberaterin im vergangenen Jahr gegeben, als sie mit Dr. Anna-Lena Maier und Dr. Volker Gries die Leitung der Fachgruppe Personal und Qualifizierung im Maritimen Cluster Norddeutschland übernahm: „Wir sind eine sehr attraktive Branche, aber wir müssen aus dem Schatten treten“, formuliert sie als Ziel der Gruppenarbeit im MCN. So entwickelt sich die Fachgruppe zunehmend zum Ankerplatz für attraktive Arbeitgeber:innen, die dort Ideen und Wissen aufnehmen sowie eigene Erfahrungen weitergeben können.

Es ist kein Geheimnis: Auch die maritime Wirtschaft hat auf allen Ebenen mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. In Schiffbau und Meerestechnik, Reedereien und Hafenbetrieben kommt nach Überzeugung von Kerstin Kraass ein Umstand hinzu: „Unsere Branche ist überwiegend mittelständisch strukturiert.“ Den kleinen und mittleren Unternehmen fehlt es zumeist an Know-how, Zeit und Geld für aufwendige Werbekampagnen zur Gewinnung von Nachwuchs- und Fachkräften: „Da lag es nahe, mit der neu besetzten Leitung der Fachgruppe Personal und Qualifizierung ein Netzwerk für den Ideen- und Erfahrungsaustausch zu schaffen.“

Die Bedeutung von Netzwerken kennt Kerstin Kraass aus ihrer Arbeit als Spezialistin in Fragen der Personalförderung. Zunächst führte sie der Berufsweg im Human-Resources-Bereich eines großen bayerischen Autoherstellers nach München, Brüssel, London und Stockholm. Dann arbeitete sie 15 Jahre lang in Schweden und Norwegen als Personalberaterin und Trainerin für interkulturelles Management und Kommunikation. Als sie 2020 nach Hamburg zurückkehrte, gründete sie die PIN-Personalberatung im Norden – ihre Affinität zur maritimen Wirtschaft hat sich in der Zusammenarbeit mit norwegischen Unternehmen und Clustern aus der maritimen Branche begründet: „Sich dem Maritimen Cluster Norddeutschland anzuschließen, war vor diesem Hintergrund naheliegend.“

Die Fachgruppe Personal und Qualifizierung hat in kurzer Zeit das Potenzial deutlich gemacht, das in Sachen Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung in der maritimen Branche steckt. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder zum virtuellen Stammtisch. Neben dem Austausch von Fragen, Fachwissen und Ideen stehen Impulsbeiträge im Fokus. Beispielsweise zählt dazu das Projekt „Discovery Hamburg“, in dem die Hamburg Port Authority HPA mit vielen Partner:innen junge Menschen in die faszinierende Vielfalt des Hafenbetriebes führt. Weitere Impulse unter anderem aus der HHLA und von weiteren Partner:innen, wie im Juni der Impuls aus dem Welcome Center Hamburg, sind geplant.

Viele Firmen starten mittlerweile innovative Projekte, um die Attraktivität maritimer Berufe vorzustellen. Unter anderem zählt die Azubi-Regatta im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven dazu, in der Firmen und Verbände der maritimen Wirtschaft jungen Menschen die Arbeitswelt in Schifffahrt, Hafen und Schiffbau hautnah präsentierten. Eine ebenfalls außergewöhnliche Idee kommt aus Kiel: Beim Eat&Meet vermittelten maritime Firmen aus dem Norden beim Mittagessen eine erste Berufsorientierung. Der gemeinsame Nenner solcher Initiativen ist es, „Interesse und Spannung für die maritime Branche zu wecken“, fasst Kerstin Kraass die Beispiele zusammen. „Das geht am besten, wenn man die Zielgruppe dorthin einlädt, wo die Arbeit auch tatsächlich stattfindet.“

Am 28. Mai lädt die Gruppe zur Fachtagung „Es geht um unsere Mitarbeitenden“ ins Hamburg Business Center. „Wir schauen auf den gesamten Zyklus, den Mitarbeitende von der Bewerbung und Einstellung über die aktive Arbeitsphase bis zum Ausscheiden aus einem Unternehmen durchlaufen“, verspricht Kerstin Kraass. Natürlich spielt dabei auch die Berufs- und Aufgabenvielfalt in der maritimen Branche eine Rolle.

Der Fachkräftemangel stellt die maritime Wirtschaft vor vielfältige Herausforderungen. Traditionelle Bereiche, wie beispielsweise der Schiffbau, aber auch Branchensegmente, die auf eine kürzere Entwicklungsgeschichte zurückblicken, sehen sich bereits heute mit Engpässen im Personalbereich konfrontiert. Die Themen Aus- und Weiterbildung sowie Mitarbeitergewinnung erlangen in diesem Kontext zwangsläufig verstärkt an Bedeutung.

Das Maritime Cluster Norddeutschland setzt mit den Unternehmen der maritimen Wirtschaft an diesem Punkt an und schafft mit der regelmäßig tagenden Fachgruppe Personal und Qualifizierung eine Plattform, auf der entsprechende Lösungsstrategien formuliert und praktische Ansätze entwickelt und kurzfristig umgesetzt werden können.

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