MCN-Evaluation 2025: Wirkungen, Herausforderungen und Perspektiven

Das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) ist eine länderübergreifende Plattform der fünf norddeutschen Küstenländer zur Stärkung der maritimen Wirtschaft, insbesondere durch Vernetzung, Wissenstransfer und Innovationsförderung. Es vernetzt Unternehmen, Forschungseinrichtungen, öffentliche Institutionen und politische Akteur:innen entlang der gesamten maritimen Wertschöpfungskette.
Ziel und Methodik der Evaluation
Die Evaluation des MCN wurde im Auftrag der fünf norddeutschen Bundesländer durchgeführt, um die Wirksamkeit, Struktur und Leistung des Clusters und insbesondere des geförderten Clustermanagements zu überprüfen und zukünftige Entwicklungspotenziale zu ermitteln. Grundlage war ein logisches Wirkungsmodell. Zwischen März und August 2025 erfolgte die Evaluation in drei Phasen: Bestandsaufnahme, Datenerhebung und Auswertung. Neben einer Akteneinsicht wurden verschiedene Beteiligungsformate eingesetzt, darunter Workshops, Interviews und Online-Umfragen.
Struktur und Mitgliederentwicklung
Die maritime Branche wird durch die Mitglieder des MCN repräsentativ und vollständig abgedeckt. Ein großer Anteil der Mitglieder sind kleine und mittlere Unternehmen. Theoretisch besteht ein hohes Wachstumspotenzial, das jedoch durch begrenzte Personalressourcen eingeschränkt wird. Bei der Struktur- und Mitgliederentwicklung zeigt sich zahlenmäßig ein leichter Rückgang der Mitgliederzahlen, wobei deutliche Unterschiede zwischen der Entwicklung in den einzelnen Bundesländern bestehen.
Nutzen und Mehrwert für Mitglieder
Hinsichtlich des Nutzens und Mehrwerts für die Mitglieder werden insbesondere Netzwerkveranstaltungen sowie die maritime Informations- und Öffentlichkeitsarbeit als Stärken wahrgenommen. Die acht thematischen Fachgruppen gelten als zentrale inhaltliche Plattform und werden in den Befragungen positiv bewertet, wenngleich sich teilweise eine geringe aktive Beteiligung zeigt. Zudem ist das MCN in zahlreiche Projekte, auch mit internationalen Partner:innen, eingebunden, wobei die Bearbeitung des Themenfelds Internationalisierung bislang stark projektabhängig bleibt. Die Mitgliederzufriedenheit ist insgesamt hoch und erreicht ihren Höhepunkt bei jenen, die Angebote aktiv nutzen und einen konkreten Nutzen für sich daraus ziehen. Als größter Mehrwert werden Netzwerken, Kooperationen und die erhöhte Sichtbarkeit der eigenen Organisation genannt.
Zusammenarbeit und Organisation
Die Zusammenarbeit und Kommunikation im Verein funktionieren auf allen Ebenen gut. Es wurde allerdings auch deutlich, dass es sich um eine komplexe Organisationsstruktur mit hohem, teilweise zeitaufwändigem Koordinierungs-, Abstimmungs- und Kommunikationsaufwand handelt. Zwei der fünf Geschäftsstellen sind bei externen Trägern angesiedelt, was zusätzlichen Koordinationsaufwand verursacht und die Flexibilität mindert. Teilweise sind Personalstellen unterbesetzt, und die Finanzlage ist angespannt, da kaum freie Mittel zur Verfügung stehen. Der aktuelle Finanzierungsmechanismus mit jährlichen Bewilligungen schränkt die Planbarkeit und Flexibilität ein.
Umsetzung der Strategie 2025
Ein Großteil der Visionen und Missionen der Strategie 2025 wurde umgesetzt. Besonders erfolgreich sind die Bereiche Vernetzung, Veranstaltungen und länderübergreifende Zusammenarbeit. Verbesserungsbedarf besteht vor allem beim Strategiebezug und der Sichtbarkeit der Fachgruppen, beim Ausbau internationaler Zusammenarbeit sowie bei einer klareren Fokussierung. Die Strategie gilt in Teilen als zu kleinteilig und starr, zudem ist ihre Bekanntheit bei Mitgliedern und handelnden Akteur:innen nicht flächendeckend gegeben.
Handlungsempfehlungen

Mitgliedergewinnung und -bindung
Aus den Ergebnissen lassen sich mehrere zentrale Handlungsempfehlungen ableiten. Bei der Mitgliedergewinnung sollte der Fokus weiterhin verstärkt auf Qualität statt Quantität gelegt werden. Eine gezielte Ansprache von Unternehmen aus den Bereichen Sicherheit und Verteidigung, Reedereien und Werften ist sinnvoll, ohne dabei in Konkurrenz zu bestehenden Verbänden zu treten. Es sollte eine verstärkte Zusammenarbeit mit diesen Verbänden angestrebt werden, zum Beispiel im Rahmen von gemeinsamen Veranstaltungen.
Leistungsportfolio und Fachgruppen
Beim Leistungsportfolio empfiehlt es sich, Ressourcen auf Angebote mit der höchsten Hebelwirkung zu konzentrieren, insbesondere auf Netzwerkveranstaltungen und maritime Informations- und Öffentlichkeitsarbeit. Der Aufbau einer Mitglieder-Matching-Plattform und einer standardisierten Branchendatenbank könnte zusätzlichen Mehrwert schaffen. Die Sichtbarkeit und Attraktivität der Fachgruppen sollten erhöht und Mitglieder verstärkt zur Mitarbeit aktiviert werden.
Organisation und Finanzierung
Organisatorisch wird empfohlen, die Personalverantwortung vollständig bei der Geschäftsführung zu bündeln, die Stellvertretung der Geschäftsführung wieder zu besetzen, Prozesse zu verschlanken und die Steuerungsstruktur zu vereinfachen, um langfristige Kontinuität zu sichern. Eine dynamische Anpassung der Länderzuschüsse an Inflation und Tarifsteigerungen sowie die Berücksichtigung von Sonderposten könnten die finanzielle Stabilität erhöhen. Ebenso sollte geprüft werden, ob eine überjährige Mittelbewirtschaftung möglich ist. Potenzielle Zusatzeinnahmen könnten zum Beispiel durch gebührenpflichtige Veranstaltungen und Angebote, Sponsoring generiert werden.
Weiterentwicklung der Strategie
Für die Strategieentwicklung empfiehlt sich, die bestehende Grundausrichtung beizubehalten, gleichzeitig aber neue Trends wie Künstliche Intelligenz oder Dual-Use-Anwendungen zu integrieren und das Thema Nachhaltigkeit weiter zu stärken. Themen sollten klar priorisiert und Maßnahmen weniger kleinteilig gestaltet werden, um mehr Flexibilität für agile Anpassungen zu schaffen.
Fazit

Insgesamt zeigt die Evaluation, dass das MCN in den vergangenen Jahren viele Empfehlungen der vorherigen Evaluation umgesetzt hat. Es ist ein anerkannter und wirksamer Knotenpunkt der norddeutschen maritimen Wirtschaft, hat seine Rolle insbesondere im Bereich Vernetzung sowie Informations- und Wissenstransfer gefestigt und ein hohes Maß an Mitgliederzufriedenheit erreicht. Um diese Rolle langfristig zu sichern, sind strategische Fokussierung, strukturelle Vereinfachung und eine stabile finanzielle Basis entscheidend. Herausforderungen bestehen in der Stabilisierung und gegebenenfalls Ausweitung der Mitgliederbasis, der Sicherung der finanziellen und personellen Ressourcen, der Weiterentwicklung des Leistungsportfolios mit einem klaren Fokus auf den Hauptstärken sowie der verbesserten Umsetzung strategischer Ziele – insbesondere in Bezug auf Internationalisierung und Stärkung der Innovationskraft der Mitglieder. Für die kommende Förderperiode ist zu empfehlen, strategische Schwerpunkte klar zu setzen und Maßnahmen zu ergreifen, um die finanzielle Basis und damit den Status quo zu sichern und damit den Mehrwert des MCN für seine Mitglieder und den norddeutschen maritimen Wirtschaftsraum langfristig zu erhalten und weiter auszubauen.