Fünf Fragen an … Fabian Greiser

Sedimentmanagement gewinnt für Häfen und Wasserstraßen zunehmend an Bedeutung – nicht zuletzt wegen steigender Verschlickung und hoher Baggerkosten. Wie innovative Messtechnik dazu beitragen kann, diese Herausforderungen effizienter und nachhaltiger zu bewältigen, erklärt Fabian Greiser, Geschäftsführer der CSG Messtechnik, im Gespräch.
Herr Greiser, wie kommt man als junger Unternehmer dazu, sich für Sedimentmanagement zu interessieren?
Ich bin da ein bisschen reingewachsen. Schon mein Vater, Norbert Greiser, war jahrzehntelang forschend und beratend im Sedimentmanagement aktiv. Mich hat das dann auch interessiert, und ich habe vor fünf Jahren gemeinsam mit einem Studienfreund eine neue Messtechnik entwickelt. Unsere Sonde arbeitet mit Ultraschall und vermittelt uns ein sehr präzises Bild von den Sedimentablagerungen in einem Hafen oder einer Wasserstraße. Die Zeiten, in denen man Röhren in den Boden steckte und dann per Unterdruck das Sediment nach oben holte – wobei oft einiges danebenschoss – sind vorbei. Wir sind genauer, und bei uns wird auch niemand mehr nass (lacht).
Welche Relevanz hat das Sedimentmanagement für Schifffahrt und Häfen?
Eine sehr hohe. Schlick war schon immer ein Problem und wird immer ein Problem sein. Aber dadurch, dass der Schiffsverkehr in den vergangenen Jahren immer intensiver geworden ist, hat auch die Verschlickung noch einmal zugenommen. Und das Ausbaggern ist eine finanzielle Belastung, wovon gerade viele kleine Sportboothäfen ein Lied singen können. Ein effizientes Sedimentmanagement ist aber auf gute Informationen angewiesen, und die können wir mit unserer Technik liefern.
Wie funktioniert Ihre Technik in der Praxis?
Wir arbeiten mit Ultraschallsonden. Diese Technik haben wir übrigens zusammen mit einem polnischen Partner enzwickelt, der sie im medizinischen Bereich einsetzt. Wir scannen damit einen definierten Bereich und erkennen beispielsweise, wie dicht eine Sedimentschicht ist und aus welchen Bestandteilen sie sich zusammensetzt. Dazu gehört etwa die Ermittlung der physikalischen Parameter wie Dichte, Viskosität oder Stoffkonzentration oder die Erkennung von Störkörpern wie zum Beispiel Muscheln, Steine oder Sand. Mit diesen Informationen erstellen wir Karten, die es erlauben, Bagger sehr gezielt einzusetzen und damit Aufwand und Kosten zu begrenzen. Dabei ist uns wichtig, dass wir nicht gegen, sondern mit der Natur arbeiten und intelligente Lösungen finden. Schlick, der vor dem Hafen oder in einem anderen Teil verklappt wird, hat die Tendenz, irgendwann wiederzukommen. Aber wenn wir mit unseren Sonden beispielsweise eine Sandbank erkennen, können wir an geeigneter Stelle eine „Schlickfalle“ bauen. Wenn das am Ende dazu führt, dass der Schlickeintrag so verringert wird, dass ein Hafen nicht jedes zweite Jahr, sondern vielleicht nur alle fünf Jahre ausgebaggert wird, ist das eine gewaltige Kostenersparnis.
Welche Schritte haben Sie als nächstes geplant?
Wir planen gerade eine sehr spannende Kooperation mit einem Partner in den Niederlanden. Wir haben schon einige Projekte dort gemacht und konnten feststellen, dass es in den Niederlanden eine große Offenheit für Innovation und einen sehr unkomplizierten Umgang mit dieser gibt. Konkret geht es darum, herausgepumpten Schlick nicht, wie in Deutschland üblich, als Abfall sondern als Wertstoff zu begreifen. Warum sollte ein Landwirt den Schlick nicht zum Düngen seiner Felder oder zur Erhöhung der Deiche nutzen? Das wurde früher so gemacht, ist aktuell bei uns aber wegen verschiedener Auflagen verboten. Die Niederlande sind da schon weiter. Auch als Baustoff könnten Sedimente aus dem Seewasser interessant sein, zumal für den Bau geeigneter Sand in Deutschland gerade knapp zu werden scheint. Natürlich müssen die Sedimente auf Schadstoffe untersucht werden und es muss klare Richtlinien geben. Aber wir sehen sehr viel Potenzial darin und wollen das niederländische Know-how und unsere Messtechnik kombinieren, um dieses Thema auch in Deutschland voranzubringen.
Obwohl Ihr Unternehmen CSG Messtechnik noch sehr jung ist, sind Sie seit vielen Jahren im Maritimen Cluster Norddeutschland aktiv. Welchen Mehrwert bietet Ihnen diese Mitgliedschaft?
Wir nutzen das Netzwerk intensiv und sind extrem dankbar für die persönliche Unterstützung und lösungsorientierte Zusammenarbeit beispielsweise mit Henning Edlerherr von der Geschäftsstelle Niedersachsen. Wir konnten unsere Projekte vorstellen und diskutieren. Dadurch haben sich im Laufe der Jahre viele wertvolle Kontakte und Partnerschaften mit anderen Mitgliedern ergeben. Wir haben beispielsweise eine Baggerfirma gefunden, mit der wir jetzt eng zusammenarbeiten – auch außerhalb normaler Geschäftszeiten, sollte das notwendig sein. Das ist alles sehr hilfreich und inspirierend.
Über Fabian Greiser
Fabian Greiser (33) ist Geschäftsführer des Emdener Unternehmens CSG Messtechnik. Zuvor war er unter anderem Projektmanager der Firma Consultants Sell-Greiser GmbH & Co. KG in Emden und studierte an der Hochschule Emden-Leer Chemie und Umwelttechnik.