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12. Oktober 2023

Kreativ und unkonventionell neue Kräfte gewinnen

Kreative Ideen und unkonventionelle Wege können die maritime Branche aus dem an Bord und in den Landbetrieben immer stärker spürbaren Fachkräfte- und Nachwuchsmangel herausführen. Mit dieser Botschaft ist der diesjährige Bremer Schifffahrtskongress zu Ende gegangen. Die von der Hochschule Bremen initiierte gemeinsame Veranstaltung mit dem Maritimen Cluster Norddeutschland (MCN) und zahlreichen maritimen Institutionen und Verbänden gilt seit 17 Jahren als einer der wichtigsten Branchentreffs zu personalwirtschaftlichen Fragestellungen.

Bei der Suche nach Fach- und Nachwuchskräften hat es die zumeist mittelständisch geprägte maritime Wirtschaft mit einer besonderen Herausforderung zu tun: „Anders als in Unternehmen an Land ist in der Schifffahrt häufig nicht zu erkennen, welche attraktiven Berufsbilder und Tätigkeiten es hier gibt“, sagt Sabine Zeller, Geschäftsführerin der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt in Bremen. Der Grund ist einleuchtend: „Was sich auf hoher See oder in den Reedereien und im Schiffbau abspielt, bewegt sich häufig außerhalb der Wahrnehmung.“

Klassische Maßnahmen zur Nachwuchs- und Fachkräfte-Gewinnung wie Stellenanzeigen und Informationsstände auf Job-Messen reichen für die maritime Wirtschaft nicht aus, lautete die Botschaft auf dem Bremer Schifffahrtskongress. Dem diesjährigen zentralen Thema „Nachwuchssicherung und Personalbindung in der maritimen Wirtschaft“ entsprechend war ein besonderer Workshop der „Herausforderung Rekrutierung in der maritimen Wirtschaft“ gewidmet. Dank praxisnaher Impulsvorträge aus Reederei- und Hafenwirtschaft sowie schifffahrtsnahen Institutionen erwies sich die von Dr. Susanne Neumann (Leiterin der MCN-Geschäftsstelle Niedersachen) und Sabine Zeller moderierte Gesprächsrunde als Ideenbaukasten für Teilnehmende aus Unternehmen in ganz Norddeutschland.

Die thematische Bandbreite des Workshops reichte von Detailinformationen über die Erwartungen junger Menschen an Bewerbungsverfahren bis zu unkonventionellen Aktionen und Programmen zur Mitarbeitergewinnung:

 Anna Lisa Peste (German Tanker Shipping) berichtete unter anderem aus ihrer Masterarbeit, dass konsequentes und modernes Employer Branding sowie eine klare Recruiting-Strategie wichtige Bausteine auf dem Weg zur Personalgewinnung und -Bindung sind – insbesondere mit Blick auf die Gen Z.

Nadine Schröder (Schramm Group) stellte mit der Aktion „Azubi Ahoi“ eine unternehmenseigene Ausbildungsmesse vor, auf der die Auszubildenden des Hafen- und Logistikunternehmens ihren Arbeitgeber und die spannende Vielfalt ihrer Ausbildung vorstellen. Spielerisch lernen die potenziellen künftigen Auszubildenden dabei beispielsweise, dass auch scheinbare Routinearbeiten wie das Erstellen eines Schichtplanes spannend sein können.

Tina Krämer und Birte Stüve (Deutsches Schifffahrtsmuseum) stellten das Konzept für die Azubi-Regatta vor, auf der Schülerinnen und Schüler die Berufsangebote der teilnehmenden Firmen und den Erlebnisort Museum kennenlernen konnten.

Immer mehr Unternehmen setzen für die Werbung um Nachwuchs- und Fachkräfte auf soziale Medien wie Instagram, Facebook und TikTok. Der virtuelle Kontakt reiche aber nicht aus, um enge Verbindungen zu knüpfen, lautete eine der zentralen Workshop-Botschaften: „Wir müssen viel stärker das direkte und persönliche Gespräch suchen“, betonte Sabine Zeller.

Ähnlich fasste auch Dr. Susanne Neumann die Erkenntnisse des Workshops zusammen: „Selbst wenn man als Unternehmen nicht darum herum kommt, Social Media Kanäle zu bedienen, so geht doch nichts über die persönliche Ansprache und erfahrbare Eindrücke.“ Das Interesse an dem Workshop und die Diskussionen mit den Teilnehmenden stimmen die Leiterin der MCN-Geschäftsstelle Niedersachsen optimistisch: „Neue frische Formate wie die Blue Convention oder die Azubi-Regatta werden den traditionellen Jobmessen im Laufe der Zeit den Rang ablaufen, wenn es darum geht, junge Menschen für die maritime Welt zu begeistern.“

Nach Überzeugung des MCN-Vorsitzenden Prof. Bastian Gruschka hat der Bremer Schifffahrtskongress seine große Bedeutung für die Branche unterstrichen. „Dieser Kongress ist eine hervorragende Möglichkeit sich in der maritimen Wirtschaft zu treffen, miteinander zu reden, voneinander zu lernen und gemeinsam die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen“, betonte Gruschka, der seit 2020 Professor für Maritime Technology an der Hochschule Bremen ist.

© Fotos: MCN e. V.