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25. Oktober 2017

Fünf Fragen an … Raimon Strunck

Schiffbau, Zulieferer, Offshore, Meerestechnik und mehr – die maritime Wirtschaft in Norddeutschland ist facettenreich. In unserer Porträtreihe „Fünf Fragen an“ stellen wir Ihnen die Köpfe hinter den Unternehmen der maritimen Branche vor. Dieses Mal sprachen wir mit Raimon Strunck, Geschäftsführer der Neptun Werft, über Projekte und Pläne des Unternehmens und welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt.

MCN: Die Neptun Werft hat sich in den letzten Jahren zu einem führenden Spezialisten für Flusskreuzfahrtschiffe entwickelt, aber auch Gastanker, Fähren und Maschinenraummodule gehören zum Bauprogramm. Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?

Strunck: Jedes einzelne Schiffsprojekt ist eine besondere Herausforderung, zu der man über die Bauzeit eine enge Bindung entwickelt. Ein Gastanker oder eine Fähre benötigt die gleiche Aufmerksamkeit wie die hochkomplexen Maschinenraumschwimmteile, die wir bauen. Ich bin insofern stolz auf unsere Mannschaft, die es mit viel Einsatz schafft, diese unterschiedlichen Projekte zum Erfolg zu bringen. Wir haben viele Veränderungen im Unternehmen – durch das Bauprogramm und durch organisatorische Neuerungen. Da ist jeder einzelne bei uns gefordert und leistet seinen oder ihren Beitrag.

MCN: Anfang letzten Jahres haben Sie die Nachfolge des langjährigen Geschäftsführers Manfred Müller-Fahrenholz angetreten, der sich nach 15 Jahren an der Unternehmensspitze in den Ruhestand verabschiedet hat. Was hat sich seitdem bei der Neptun Werft verändert?

Strunck: Wir haben großen Wert darauf gelegt, den Übergang in der Geschäftsführung so zu gestalten, dass für unsere Mitarbeiter und für unsere Partner eine gewisse Kontinuität spürbar war. Ich denke, das ist uns geglückt. Der Wechsel hat stattgefunden, als wir am Ende einer langen und erfolgreichen Schiffsserie waren. Mit der Neuausrichtung der Neptun Werft wurde es erforderlich, strukturell umzubauen, um uns für die neuen Herausforderungen der kommenden Jahre richtig aufzustellen. Das ist ein Prozess, den wir begonnen haben und den wir bis ins nächste Jahr weiterführen werden. Wichtig ist mir dabei ein hoher Grad an Transparenz in den Prozessen und in der Kommunikation durch alle Ebenen.

„Fakt ist, dass die außereuropäische Konkurrenz auch in Nischen drängt, die wir in Deutschland für uns erarbeitet haben.“

Wir haben die Entscheidung getroffen eine neue große Schiffbauhalle zu bauen, die uns mehr Flexibilität und damit auch mehr Stabilität gibt. Damit werden wir ab Frühjahr 2018 große Schiffbauprojekte bearbeiten können, die bislang nicht in die Neptun Werft gepasst haben. Das heißt, wir werden uns weiterhin auf den Bau der großen Maschinenräume für Papenburg und Turku konzentrieren und gleichzeitig unsere Stammmärkte, wie die Flusskreuzfahrtschiffe, nicht vernachlässigen.

MCN: Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Neptun Werft?

Strunck: Wir sind Teil eines großen gemeinsamen Digitalisierungsprojektes mit Meyer Papenburg und Meyer Turku. Ziel ist die Vernetzung der drei Standorte, so dass es am Ende eine sekundäre Rolle spielt, wo beispielsweise das Basic Design gemacht wird, bei wem das Controlling liegt und wer die Details ausarbeitet beziehungsweise welche Werft den Bauplatz hat. Wir werden dadurch Synergieeffekte erzeugen, die uns erlauben, effizienter zu arbeiten.

MCN: Wie wird sich die deutsche Werftlandschaft Ihrer Meinung nach zukünftig entwickeln?

Strunck: Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Fakt ist, dass die außereuropäische Konkurrenz auch in Nischen drängt, die wir in Deutschland für uns erarbeitet haben. Das heißt, wir müssen uns weiterentwickeln, sowohl durch Innovationen bei unseren Produkten als auch in der Produktivität. Und das müssen wir gemeinsam mit unseren Partnerfirmen machen, da ein großer Teil der Leistungen auch außerhalb der Werft liegt.

MCN: Seit August dieses Jahres gehört die Neptun Werft zum Netzwerk des Maritimen Clusters Norddeutschland. Warum sind Sie Mitglied geworden?

Strunck: Das MCN ist für uns wichtig und sinnvoll, da wir über das Cluster Informationen und Erfahrungen mit anderen Unternehmen austauschen können, mit denen wir sonst keinen direkten Kontakt hätten. Zudem bietet sich darüber eventuell auch die Möglichkeit, unser Partnernetzwerk auszuweiten.
 

Über Raimon Strunck

Raimon Strunck ist in Dortmund geboren und hat an der Technischen Universität Hannover Maschinenbau studiert. Seit Mitte der neunziger Jahre ist er in der Werftindustrie tätig. Strunck hat in den letzten 20 Jahren auf verschiedenen Werften in Europa in Führungspositionen gearbeitet, bevor er Mitte 2015 zur Neptun Werft wechselte und in 2016 die Geschäftsführung übernahm. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
raimon.strunck@neptunwerft.de, www.neptunwerft.de



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