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01. März 2023

Wasserstoff und Fachkräftemangel: zwei brennende Themen

Eines steht fest: Die Arbeit dürfte Lina Harms so schnell nicht ausgehen. Mit grünem Wasserstoff und Personal hat die Hamburger Geschäftsstellenleiterin des Maritimen Cluster Norddeutschland (MCN) zwei Schwerpunktthemen auf der Agenda, die der Branche unter den Nägeln brennen.

Megathema Energiewende: „Ich bin überzeugt, dass Wasserstoff einer der entscheidenden Energieträger der Zukunft ist“, sagt Harms. Wenn sie von Wasserstoff spricht, dann denkt sie in erster Linie an so genannten grünen Wasserstoff, der mit nachhaltig erzeugter Energie vor allem aus Windkraft erzeugt wird. „Nur so ist Wasserstoff ein nachhaltiger und klimaneutraler Energieträger.“

Dass der Weg zur breiten Nutzung von Wasserstoff in der Schifffahrt und der maritimen Industrie noch weit ist, sieht die Hamburger Geschäftsstellenleiterin mit großer Klarheit: Noch ist grüner Wasserstoff in großen Mengen gar nicht verfügbar. Seine Gewinnung ist teuer und verschlingt viel Energie. Das Handling und der Transport von Wasserstoff sind technisch anspruchsvoll und nicht ohne Risiken. „Deswegen macht es derzeit am ehesten Sinn, Wasserstoff in Form von Derivaten wie Methanol und Ammoniak im Bereich der maritimen Antriebstechnik zu nutzen. Das ist für die Anforderungen an Bord leichter umsetzbar.“ Aus diesem Grund sieht Harms vor allem Methanol als eine der aussichtreichsten Alternativen zu herkömmlichen Brennstoffen an: „Der Schifffahrtsriese Maersk hat vor kurzem eine Reihe großer Containerschiffe geordert, die sowohl mit Methanol als auch mit Schiffsdiesel betrieben werden können. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, wohin die Entwicklung geht“, ist Harms überzeugt.

Mut macht der Geschäftsstellenleiterin auch das Tempo, mit dem am Standort Hamburg von mehreren Akteur:innen das Thema Wasserstoff vorangetrieben wird. „Durch die Zusammenarbeit der Hamburger „Industrie Cluster“ besteht ein reger Austausch zwischen den Branchen Erneuerbare Energien, Maritim, Logistik und Luftfahrt. „Wir wirken aktiv in dem Thema mit, und bringen die maritime Perspektive ein.“ Anfang Mai soll unter anderem eine hochkarätig besetzte Veranstaltung in Hamburg wichtige Impulse bringen.

Einen vielversprechenden Ansatz sieht Harms in der Nutzung von Überschussenergie aus den Windparks für die Erzeugung von grünem Wasserstoff: „Die verpufft bisher in großen Teilen“. Der Ausbau der Windkraft – eine der Prioritäten der aktuellen Bundesregierung – stockt derzeit allerdings immer wieder.

Der Fachkräftemangel zieht sich als massive Herausforderung durch sämtliche (maritime) Branchen

Ein Problem, das direkt zum zweiten Schwerpunktthema von Lina Harms führt: dem Fachkräftemangel. Schließlich müssen die Anlagen – nicht nur solche für Offshore Windparks, sondern sämtliche technischen Anlagen – nicht nur gebaut und angeschlossen, sondern auch gewartet und repariert werden. „Das dafür notwendige Fachpersonal fehlt aber vielfach“, weiß Harms. Die Misere fängt für sie schon in den Schulen an, wo sie sich mehr Angebote zur Förderung von Technikbegeisterung wünschen würde. Wie prekär die Situation an den Universitäten mittlerweile ist, erfährt Harms aus erster Hand von ihren Mitgliedern. Die Universitäten, beispielsweise die angesehene TU Hamburg leidet unter dem Mangel an Bewerber:innen für ihre hoch anspruchsvollen technischen Studiengänge. Gleichzeitig sind die wenigen Absolvent:innen der technischen Studiengänge in der Industrie aber hoch gefragt.

Ist also grüner Wasserstoff noch ein Thema, das nicht alle der rund 400 MCN-Mitglieder tangiert, „zieht sich der Fachkräftemangel mittlerweile als massive Herausforderung durch sämtliche (maritime) Branchen und kommt in fast allen Unternehmen vor“, unterstreicht Harms. Ein zusätzliches Problem: „Viele Unternehmen stehen wirtschaftlich so stark unter Druck, dass ihnen für strategische Personalplanung oder -entwicklung einfach die Ressourcen fehlen.“

Genau an diesem Punkt will Harms, die Maritimes Management (M.Sc.) in Elsfleth und International Studies of Shipping & Chartering in Bremen studiert hat und die Hamburger MCN-Geschäftsstelle seit sechs Jahren leitet, gezielt ansetzen – mit den vielfältigen Möglichkeiten, die eine Organisation wie das MCN ihren Mitgliedern bietet: „Wir wollen das Bewusstsein für die Problematik schärfen, Impulse liefern, Lösungen anderer Unternehmen vorstellen, Akteure und Akteurinnen vernetzen und vieles mehr.“ Ganz wichtig für Harms: „Wir wollen unsere Mitglieder unterstützen und ihnen auch die Sorge nehmen, dass sie bei diesem wichtigen Thema bei null anfangen müssen.“

Kontakt

Lina Harms, Geschäftsstellenleitung MCN Hamburg
lina.harms@maritimes-cluster.de, 040 227019-492