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22. Juni 2018

Maritim 4.0 – Binnenschiff goes digital

Der Schubverband Norma / Norma II wurde gebaut, um Container auf der Rheinschiene zwischen Rotterdam und Basel zu transportieren. Als der 179 m lange Koppelverband mit einer Kapazität von insgesamt 336 TEU im Jahr 2007 zu Wasser gelassen wurde, war Digitalisierung in der maritimen Industrie noch kein zentrales Thema.

“Sobald ein Container in das Schiff geladen wird, sind wir für die Ladung verantwortlich” erklärt Daniel Grinwis, Kapitän der Norma. Bei Kühlcontainern bedeutet dies, dass die Mannschaft dreimal am Tag die Temperatur des Containers und die Funktion des Kühlaggregates überprüfen muss. Nur so kann beispielsweise der Transport von Käse und Fisch aus Holland in die Schweiz sowie von pharmazeutischen Produkten und Schokolade aus der Schweiz nach Holland ohne Unterbrechung der Kühlkette garantiert werden.

Anfänglich wurden nur wenige Kühlcontainer pro Fahrt transportiert. Diese konnten für die sechsköpfige Crew der Norma leicht zugänglich in der Ladezone angeordnet werden. Über die Jahre nahm die Zahl der Kühlcontainer jedoch stetig zu und die täglichen Kontrollgänge wurden zu einer immer größeren Herausforderung.

“Kühlcontainer lagen immer wieder an Stellen, die wärend der Fahrt nicht zugänglich waren” berichtet Grinwis. “Wir versuchten die Container mit selbstgebauten Apparaten aus Selfie-Sticks und Spiegeln zu kontrollieren, um unserer Verantwortung gegenüber den Frachteignern nachzukommen, aber praktikabel war das nicht.”

Bei solch abendteuerlichen Methoden, begann sich Grinwis bald um die Sicherheit seiner Mannschaft zu Sorgen, denn der wiederholte Rundgang musste bei jedem Wetter und auch in der Nacht durchgeführt werden.

Ende 2016 wurde Grinwis auf das speziell für Kühlcontainer entwickelte Remote Monitoring System “CTAS Reefer” von der Firma IDENTEC SOLUTIONS aufmerksam. Die weltweit in großen Container-Terminals erfolgreich eingesetzte Lösung dient zur vollautomatischen Echtzeit-Überwachung von Kühlcontainern jeder Type unabhängig vom Hersteller. Das Interesse von Grinwis war geweckt und er nahm Kontakt zu IDENTEC SOLUTIONS auf. Bereits wenig später hatte er ein voll funktionsfähiges CTAS Reefer-System an Bord seiner Norma.

Das System besteht aus Transpondern, die mit den Kühlcontainern verbunden werden und einer Basisstation, die mit den Transpondern über Funk kommuniziert. Die Basisstation ist über ein normales Netzwerkkabel mit einem Laptop im Steuerhaus verbunden. Dieser dient als Server für die Monitoring-Software, zur Datenarchivierung sowie als Bildschirm zur Überwachung der Kühlcontainer.

Wird ein Kühlcontainer geladen, verbindet Grinwis Crew den Container mit der 400 V Versorgungungsspannung und zusätzlich einen Transponder von IDENTEC SOLUTIONS mit dem seriellen Port des Containers. Der Transponder wird für die Dauer der Fahrt magnetisch am Container befestigt.

Mittels einer grünen LED zeigt der Transponder nach dem Einstecken kurz an, dass er den Kühlcontainer von nun an automatisch überwacht. Alle fünfzehn Minuten werden die Daten an CTAS Reefer übertragen und der Kapitän auf der Brücke hat mit dem Cockpitchart den aktuellen Zustand aller Kühlcontainer jederzeit auf dem Laptop im Blick. Somit entfallen die dreimal täglichen Rundgänge der Crew komplett.

Im Falle eines Alarms meldet CTAS Reefer welcher Container betroffen ist, sowie um welchen Fehlerfall es sich handelt. Grinwis und seine Mannschaft können dann entweder sofort selbst eingreifen oder einen Hafen anlaufen, der über Kühlcontainerspezialisten verfügt.

Kein Wunder, dass das System von IDENTEC SOLUTIONS von der Besatzung der Norma von Anfang an positiv aufgenommen wurde: Der komplette Kühlcontainer-Prozess ist für die Crew sehr viel einfacher und sicherer geworden.

Aber nicht nur die Crew hat Vorteile vom CTAS Reefer System. Grinwis erinnert sich an zwei Fälle bei denen Kunden Regressforderungen geltend machen wollten, weil die einzuhaltenden Temperaturgrenzen der Waren wärend der Fahrt angeblich überschritten worden seien. Dank der Trip-Report-Funktionalität von CTAS Reefer konnte jedoch belegt werden, dass auf der Norma alles seine Ordnung hatte.

CTAS Reefer meldet auch Alarme für Fehler, die nicht unmittelbar zu Beeinträchtigungen des Kühlcontainers führen, jedoch vor der nächsten Beladung repariert werden sollten. Z. B. kann dies eine fehlerhafte Backup-Batterie der Contollereinheit sein, was Grinwis dank CTAS Reefer proaktiv an seinen Betreiber kommunizieren kann.

Das Gefühl der Verantwortung für die Ladung seiner Kunden und für die Sicherheit seiner Mannschaft hat Grinwis zu der Entscheidung für CTAS Reefer bewogen und zurecht erntet er täglich die Früchte seiner Pionierleistung die über zehn Jahre alte Norma beim Kühlcontainer-Management digitalisiert zu haben.

Maritim 4.0 schreibt Erfolgsgeschichten. Für die Norma und hoffentlich zukünftig für viele weitere Containerschiffe auf den Wasserstrassen und Ozeanen rund um den Globus.


Ein Bericht von Urban Siller, IDENTEC SOLUTIONS Deutschland GmbH