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04. Juli 2022

Fünf Fragen an ... Leif Schick

Leif Schick

© Leif Schick

Leif Schick ist in dritter Generation geschäftsführender Gesellschafter der Tangstedter ELNA GmbH. Wir sprachen mit ihm darüber, wie sich ein kleines deutsches Unternehmen auf dem Weltmarkt behauptet, ob ein Teil des 100-Milliarden-Euro-Pakets für die Bundeswehr schon bei ihm angekommen ist und wie die ELNA auf die aktuellen Lieferkettenprobleme reagiert.

 

MCN: Herr Schick, mit der ELNA führen Sie ein Familienunternehmen mit aktuell 13 Mitarbeiter:innen. Mit einem Teil Ihres Sortiments, den Marineantennen, zielen Sie global auf Kunden. Wie schaffen Sie es, gegen die großen Konzerne auf dem Weltmarkt zu bestehen?

Schick: Das Antennengeschäft ist eines von zwei großen Standbeinen der ELNA. In Tangstedt bei Hamburg stellen wir Mittel- und Kurzwellenantennen insbesondere für Marineschiffe her, die weltweit zum Einsatz kommen. Dieser Markt ist sehr spezialisiert und es gibt nicht viele Hersteller, die sich hier tummeln. Unsere Antennen sind international für ihre Qualität und ihre Langlebigkeit bekannt. Dies ist der maßgebliche Schlüssel zu unserem Erfolg. Zudem können wir preislich mit dem Produktionsstandort Deutschland noch mithalten.

MCN: Die deutsche Politik hat gerade eine „Zeitenwende“ bei den Militärausgaben angekündigt. Erwarten Sie, von dem 100-Milliarden-Euro-Paket für die Bundeswehr profitieren zu können?

Schick: Grundsätzlich ist dieses Paket ein gutes Zeichen. Bis wir davon profitieren, dürfte aber noch viel Zeit ins Land gehen. Dem Bau beispielsweise einer neuen Fregatte geht ein langjähriger Prozess voraus. Unsere Antenne steht bei diesem ziemlich am Ende. Aber wir spüren tatsächlich seit einigen Jahren, dass weltweit die Rüstungsausgaben steigen. Der Ukraine-Krieg wird diesen Trend verstärken.

MCN: Das zweite Standbein der ELNA ist Ferropilot. Unter diesem Namen beliefern Sie als Großhändler die Wassersportwirtschaft mit technischer Ausrüstung. Welche Trends beobachten Sie in diesem Segment? Hat die Corona-Krise der vergangenen zwei Jahr hier zu einem ähnlichen Boom geführt wie beim Caravaning?

Schick: Ganz so extrem wie an Land war es vielleicht nicht, aber der Wassersportmarkt in Deutschland hat schon sehr stark von der Situation profitiert. Die Deutschen sind zwei Jahre im Land geblieben und haben dadurch auch viel Geld gespart. Viele haben sich in dieser Zeit den Traum vom eigenen Boot erfüllt. Diejenigen, die schon ein Boot besaßen, haben oft in neue Ausrüstung investiert. Deutlich zu spüren war auch der Wunsch vieler Bootseigner nach mehr Autarkie. Neue Batterien, ein verbessertes Energiemanagement oder Solarzellen waren und sind sehr gefragt. Da wir die passenden Produkte im Sortiment haben, konnten wir auch als Großhändler von diesem Nachfrageboom profitieren.

MCN: Viele Branchen ächzen derzeit unter Lieferkettenproblemen und Preissteigerungen. Betrifft Sie das auch? Und mit welcher Strategie wirken Sie dieser Krise entgegen?

Schick: Das sind Probleme, die mit der Corona-Krise begannen, die sich nun aber noch einmal verschärft haben. Ein deutliches Risiko sehe ich derzeit in den immensen Preissteigerungen. Das kannte unser Markt so nicht. Ich sehe hier die Gefahr, dass die Endkunden diese Preissteigerungen irgendwann nicht mehr nachvollziehen können. Das könnte dann den Konsum abwürgen. Unsere Kunden in der Sportschifffahrt sind allerdings nicht die privaten Endverbraucher, sondern Händler, Installateure und Werften. Die sind darauf angewiesen, dass wir sie jederzeit beliefern können. Die Bereitschaft, länger als maximal ein paar Tage auf ein Produkt zu warten, ist bei deren Kunden heute einfach nicht mehr da. Das ist auch eine Folge des Onlinehandels. Kann ein wichtiges Produkt erst nach Monaten geliefert werden, ist das eine Katastrophe – denn dann ist die Wassersportsaison vielleicht schon vorbei. Wir als Großhändler müssen deshalb immer lieferfähig sein. Es ist unsere Aufgabe, solche Lieferkettenprobleme einzukalkulieren und abzupuffern. Aus diesem Grund haben wir unsere Lagerbestände zuletzt massiv erhöht. Wir sind heute auch das Lager unserer Kunden. Das bedeutet für uns langfristig einen Liquiditätsabfluss, ist aber nicht zu ändern.

MCN: Als Unternehmen mit einem Schwerpunkt auf der Sportschifffahrt ist ELNA fast schon ein „Exot“ im Maritimen Cluster Norddeutschland. Was hat Sie 2018 dazu bewogen, Mitglied zu werden?

Schick: Wir sind damals durch einen Besuch auf der SMM-Messe in Hamburg auf das Maritime Cluster Norddeutschland aufmerksam geworden. Wir haben uns dort einige spannende Vorträge angehört. Das war die Initialzündung. Uns ist der Blick über den Tellerrand sehr wichtig, und der droht im Daily Business manchmal verloren zu gehen. Da ist die Mitgliedschaft im Cluster sehr wertvoll. Dass das Cluster mehr die Großschifffahrt im Blick hat, stört uns nicht. Außerdem habe ich den Eindruck, dass sich das gerade ein bisschen ändert.

 

Über Leif Schick

Leif Schick (38) ist seit 2017 geschäftsführender Gesellschafter der ELNA GmbH in Tangstedt (Schleswig-Holstein). Bevor er in das von seinem Großvater gegründete und später von einem Onkel und dem Vater weitergeführte Geschäft eintrat, war er gut zehn Jahre in verschiedenen Positionen im Einkauf von Tchibo. Bei dem Hamburger Kaffee-, Konsumgüter- und Einzelhandelsunternehmen hatte er zuvor eine duale Ausbildung zum Industriekaufmann durchlaufen, die er später durch ein Fernstudium in Betriebswirtschaft ergänzte. Leif Schick ist verheiratet und hat zwei Kinder.