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25. August 2022

Fünf Fragen an ... Daniel Klose

Daniel Klose, DSN Connecting Knowledge

© DSN Connecting Knowledge

Daniel Klose ist Projektmanager des Kieler Unternehmens DSN Connecting Knowledge. Im Gespräch mit dem Maritimen Cluster Deutschland Norddeutschland berichtet er über Fortschritte des EcoShip60-Netzwerks und gibt Einblicke in die Arbeit eines professionellen Netzwerkers.

MCN: Herr Klose, das EcoShip60-Netzwerk entwickelt umweltfreundlichere alternative Antriebs- und Energiesysteme für kleine bis mittlere Arbeits- und Patrouillenboote. Warum der Fokus auf diese Größe?

Klose: Das EcoShip60-Netzwerk entstand 2017. Das Pariser Klimaschutzabkommen war kurz zuvor in Kraft getreten. Uns war klar, dass das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit nun auch im maritimen Bereich mehr Fahrt aufnehmen würde. Die Weltschifffahrtsorganisation IMO hat damals verschiedene Emissionskontrollgebiete ausgeweitet. Es gibt dort nun strenge Vorgaben für die Emission von Stickoxiden und Schwefeloxiden. Auch die Schwefelgehaltsgrenzen für Schiffsbrennstoff wurden damals reduziert.

Gerade für kleine Schiffe unter 60 Metern, die sich viel in diesen küstennahen Kontrollgebieten bewegen, stellen die verschärften Grenzwerte und Bestimmungen Probleme dar. Zugleich beobachteten wir, dass im Schiffbau der Großteil der Forschung und Entwicklung im Bereich alternativer Antriebssysteme eher auf große Schiffstypen ab 4000 KW-Leistung abzielte. Für kleinere Schiffstypen fehlte es noch an entsprechenden systemischen Ansätzen. Das war für uns der Anlass, zu sagen, diese Lücke wollen wir mit unserem EcoShip60-Netzwerk schließen.

MCN: Welche Stakeholder haben sich in dem Projekt vernetzt?

Klose: Uns war von Anbeginn an wichtig, nicht nur den Antrieb anzusehen, sondern das Gesamtsystem Schiff zu optimieren. Wir wollen zum Beispiel wissen, wie der Antrieb mit dem Rumpf- und Raumkonzept eines Schiffs zusammenspielt. Das ist gerade bei kleinen Schiffen mit wenig Platz anspruchsvoll. Auch der Zusammenhang von Gewicht und Leistung spielt in diesem Segment eine große Rolle. Soll ein Schiff schnell sein, soll es eine große Reichweite haben – das müssen wir natürlich berücksichtigen.

Dieser Ansatz spiegelt sich in der Mitgliedschaft wider. Das EcoShip60-Netzwerk startete im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums, das die Innovationskraft von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fördern will. Wir haben beispielsweise eine Werft im Netzwerk, einen Entwickler von Motoren und Antriebslösungen, einen Hersteller von Propeller- und Wellenanlagen und weitere KMU.

Daneben sind auch Forschung und Wissenschaft an Bord, darunter das Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (IFAM), das Maritime Zentrum der Hochschule Flensburg und die Technische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Dieser Zugang zur Wissenschaft ist für die KMU sehr wertvoll. Gleichzeitig profitiert auch die Wissenschaft, die schnell in die praktische Anwendung gehen kann.

Neben den KMU sind auch große Unternehmen und Industriepartner aus der maritimen Branche im Netzwerk vertreten. Multiplikatoren, wie das Maritime Cluster oder der Verband für Schiffbau und Meerestechnik promoten das Netzwerk zudem nach außen und geben wertvollen Input nach innen, zum Beispiel über aktuelle Entwicklungen im regulatorischen Bereich.  

MCN: Das Netzwerk existiert seit 2017. Welche konkreten Ergebnisse hat es seitdem gegeben?

Klose: Wir haben einige Forschungs- und Entwicklungsprojekte zum Laufen gebracht, von denen die ersten demnächst abgeschlossen werden. Konkrete Themen sind die Entwicklung einer kompakten Brennstoffzellentechnologie, lasttragende Rumpf-Deck-Verbindungen für Materialkombinationen im Bootsbau, eine smarte Wasserstrahlmanövrieranlage, ein kompakter Stromgenerator für den Betrieb mit CO2-neutralem Kraftstoff, eine elektromechanische Pitch-Verstelleinheit. Hier erwarten wir schon bald praxistaugliche Ergebnisse.

In diesen Projekten arbeiten jeweils verschiedene Partner zusammen. Der Erfolg des EcoShip60-Netzwerks bildet sich übrigens auch darin ab, dass fast alle Partner nach dem Auslaufen der ZIM-Förderung entschieden haben, gemeinsam weiterzumachen. Heute finanzieren sie das Netzwerk komplett aus eigenen Mitteln.

MCN: EcoShip60 ist nur eine von vielen Kooperationen, bei denen DSN Connecting Knowledge als professioneller Netzwerker unterschiedliche Akteure zusammenführt. Wer wendet sich typischerweise mit welchen Erwartungen an Ihr Unternehmen, und welchen Mehrwert generieren Sie für Ihre Kunden?

Klose: In derartige Netzwerke bringen Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und öffentliche Institutionen in der Regel ihre Kompetenzen mit ein. Sie sind Spezialisten auf ihren Fachgebieten. Da sind sie richtig gut drin. Sie verfügen aber selten über das erforderliche Wissen, die Ressourcen oder das Kapital, um Innovationen allein voranzubringen.

Wir sind überzeugt: Erfolgreiche Forschung und Entwicklung ist nur möglich, wenn die Partner gleichberechtigt zusammenarbeiten. An dieser Stelle kommen dann wir ins Spiel mit unseren Dienstleistungen. Wir entwickeln Projekte und unterstützen Netzwerke zum Nutzen und im Interesse aller Partner. Wir achten als neutrale Instanz darauf, dass alle das gemeinsame Ziel im Auge behalten. Solch eine Kooperation auf Augenhöhe mit all ihren Dynamiken zu managen, ist nicht trivial. Wir sind auch Experten für Fördermittel-Akquise: Wir suchen nach dem richtigen Förderprogramm und schreiben dann auch den Antrag dafür. Auch das ist eine besondere Kompetenz, die in Unternehmen oft nicht vorhanden ist.

MCN: DSN Connecting Knowledge ist Mitglied des Maritimen Cluster Norddeutschland. Warum?

Klose: Wir konzentrieren uns auf zwei Bereiche: Gesundheitstechnologien und die maritimen Technologien. Als norddeutsche Agentur ist es für uns da logisch, dass wir den jeweiligen norddeutschen Vernetzungsplattformen angehören und sie unterstützen. Für den maritimen Bereich ist es ganz klar das Maritime Cluster Norddeutschland. Dort erhalten wir Zugang zu den Themen und zu den Menschen, die die Zukunft der Branche gestalten. Das ist der Grund, warum wir Mitglied sind. Wir fühlen uns im Cluster sehr gut aufgehoben.

 

Über Daniel Klose

Daniel Klose ist seit 2006 Projektleiter bei DSN Connecting Knowledge in Kiel. In dieser Zeit hat er zahlreiche Studien zu Meerestechnologien und -wirtschaft für das Land Schleswig-Holstein und die Bundesebene hauptverantwortlich erstellt. Außerdem entwickelt Daniel Klose Anträge für Förderprojekte und begleitet Netzwerke im maritimen Bereich. Der Diplom-Geograph hat an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit dem Schwerpunkt auf räumliche und sozioökonomische Datenanalyse studiert.