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03. Juni 2021

Fachgruppe Maritime Sicherheit: Sicherer Schiffsbetrieb – Navigation im digitalen Wandel

Navigation, Digitalisierung

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Wie die Digitalisierung den Bereich der Navigation an Bord sicherer macht, welche aktuellen Industrieprojekte, Praxisbeispiele und Forschungsarbeiten in diesem Themenfeld aktuell bestehen sowie den Blick auf internationale Standards und Regularien beinhaltete das Programm des zweiten Webinars der Fachgruppe Maritime Sicherheit des Maritimen Clusters Norddeutschland (MCN) in diesem Jahr.

Der sichere Schiffsbetrieb in Hinblick auf Crewing im zweiten Covid-Jahr, die digitale Transformation in der Navigation sowie Connectivity und Remote Support in der Schifffahrt sind die Jahresthemen, mit denen sich die Fachgruppe Maritime Sicherheit im Jahr 2021 beschäftigt. Am 2. Juni 2021 fand die zweite Veranstaltung der Reihe sicherer Schiffsbetrieb mit dem Thema „Navigation im digitalen Wandel“ in Form eines Webinars statt. Fünf Experten präsentierten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Ein besonderer Fokus lag dabei auf den Worten „digital“ und „sicher“, denn insbesondere in schwierigen Fahrtgebieten müssen sich die technischen Hilfsmittel als zuverlässig erweisen. Hendrik Bußhoff von Wärtsila Voyage stellte eben diese Navigation in einem extrem engen Flusssystem bildlich dar und erläuterte, wie ein älteres Bestandsschiff so um- und ausgerüstet wurde, dass es autonom bis an die Fabrik navigiert.

Auch Kapitän Thomas Wunderlich, der während der MOSAIC-Expedition das Forschungsschiff Polarstern im Eis navigierte, schilderte eindrücklich, dass insbesondere in schwierigen Fahrtgebieten wie den Polarregionen ein Mix aus altbewährtem Seekartenmaterial und den neuesten technischen Errungenschaften in Form von beispielsweise hochauflösenden, satelliteninduzierten Detailkarten für die Vorhersage der Eisdrift zum Einsatz kommen. Um in der Zukunft die Sicherheit an Bord in schwierigen Fahrtgebieten noch weiter zu steigern, forderte Kapitän Wunderlich als Ausblick eine enge Zusammenarbeit von Klasse, Flaggenstaat, Reederei und Zulieferer.

Die Zuverlässigkeit der Systeme kam immer wieder zur Sprache und man war sich einig, dass bestehende Systeme und neue Innovationen kompatibel miteinander kommunizieren sollten. Michael Hopp von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt gab einen Überblick über die Komplexität der Anforderungen in Bezug auf die Harmonisierung unterschiedlicher Systeme, die internationalen Voraussetzungen und die verschiedenen Standards. Kritisch wurde hinterfragt, ob die heutigen Anforderungen genügen oder inwieweit Standards auch hinsichtlich der Robustheit und für Back-up Systeme weiterentwickelt werden müssen.

Um der Störungsanfälligkeit von satellitenbasierten GNSS entgegenzuwirken, stellte Lars Grundhöfer vom DLR das terrestrische R-Mode Navigationssystem vor, welches bereits im Ammersee getestet wurde und aktuell in der Ostsee weiteren Tests unterzogen wird. Dieses greift dann, wenn GNSS Systeme verfälscht werden (z.B. durch ‚swoofing‘).

Da jedes Schiff in unterschiedlichen Fahrtgebieten und mit anderen Anforderungen unterwegs ist, gilt es die Herausforderung zu meistern, wichtige Informationen so aufzubereiten, dass sie für jedes Schiff individuell relevant und nutzbar sind. In diesem Kontext stellte Jens Schröder-Fürstenberg vom BSH nautische Informationen in digitaler Form anhand von S-100 basierten Produkten vor. Die kritische Fragestellung, an der in diesem Zusammenhang gearbeitet wird, lautet: Wie kommen welche Daten rechtlich korrekt an Bord?

Diese interessante Veranstaltung, bei der über 70 Teilnehmende aus den unterschiedlichsten Bereichen der maritimen Branche im Auditorium saßen, zeigte ein Bild auf, bei dem klar wurde, dass Navigation nicht nur aus Länge und Breite besteht, sondern dass hinter Navigation heutzutage ein komplexes Datenfeld steht, welches kompatibel, robust und verlässlich sein soll, um einen sicheren Schiffbetrieb im digitalen Wandel zu gewährleisten.