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23. April 2021

Erste Crew Transfer Vessel mit Federungssystem

Wallaby Boats, Crew Vessel, Federungssystem

Rendering: Wallaby Boats

Die im Jahr 2020 gegründete Wallaby Boat GmbH, eine Ausgründung des MCN-Mitglieds Offcon GmbH, mit Sitz im schleswig-holsteinischen Kappeln, baut das weltweit erste Crew Transfer Vessel/Daughter Craft (CTV/DC) mit Federungssystem. Der Demonstrator "WB-18 Wind", wird ein 18 Meter langes Schiff sein, das mit dem "WB-Windmodul" ausgestattet ist, um als CTV in der Offshore-Windindustrie zu fungieren. Das Windmodul kann so modifiziert werden, dass eine variable Anzahl von Industriepersonal darin Platz findet und optional auch schlafen kann. Die normale Anordnung bietet Platz für insgesamt 23 Industriemitarbeiter, 18 Personen in der Modulkabine plus fünf im Cockpitbereich. "Ich habe 2015 mit der Arbeit an diesem Projekt begonnen, als ich den 8,5-Meter-Demonstrator in Australien getestet habe. Ich bin begeistert, die Möglichkeit zu haben, das weltweit erste kommerzielle Boot mit einem Federungssystem zu betreiben. Mein gesamtes Team engagiert sich für dieses Projekt und wir sind davon überzeugt, dass diese neue Technologie die Offshore-Windindustrie und den weltweiten Lotsenversetzbetrieb verändern wird.", so Harald Hübner, Geschäftsführer der Offcon GmbH. 

Meilensteine auf dem Weg zur Final Investment Decision (FID) waren das hohe Interesse verschiedener Offshore-Windentwickler in Zusammenarbeit mit The Carbon Trust und schließlich die Unterstützung durch EnBW, die sich mit finanziellen Mitteln und nach dem Sea Acceptance Test (SAT) mit einer langfristigen WINDTIME-Charter an der Entwicklung des WB-18-Demonstrators beteiligt. Der Demonstrator wird im Besitz der Werft Wallaby Boats sein und unter einem SHIPMAN-Vertrag von der OFFCON GmbH, ebenfalls aus Kappeln, betrieben. "Wir sind der EnBW sehr dankbar für ihr wertvolles Engagement und ihre Unterstützung. Schließlich haben wir gemeinsam mit Nauti-Craft, EnBW, lokalen und öffentlichen Finanzinstituten und privaten Investoren ein starkes Team gebildet: IB SH, MBG und Förde Sparkasse sowie dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das uns im Rahmen des Projekts "Innovativer Schiffbau" unterstützt. Dieses starke Team hat den Weg des Projekts zum Erfolg geebnet." (Eike Kristian Höper, Geschäftsführer Wallaby Boats GmbH)

Zunächst ist geplant, die WB-18 von Barhöft aus für EnBW Baltic-1 und Klintholm (DK) für Baltic-2 zu betreiben. Nach erfolgreichen Schwerwetterversuchen in der Ostsee soll der Prototyp in der raueren Umgebung der Nordsee und des Ärmelkanals getestet werden. "Die EnBW engagiert sich in diesem vielversprechenden Projekt, um die Erhöhung der Sicherheit und Leistung an der Windenergieanlage (WEA) voranzutreiben und gleichzeitig die Investitions- und Betriebskosten (CAPEX/OPEX) zu senken. Wir sind überzeugt, dass die WB-CTV mit Federungstechnik (© by Nauti-Craft) ein Schlüssel zum Erreichen dieses Ziels sind." (Dr.-Ing. Sven Unterberger, Senior Consultant Business Development Generation).

Es ist geplant, das Schiff auf verschiedenen In-Water-Boat-Shows wie der SeaWork in Southampton, der WindEnergy in Hamburg, der OffshoreEnergy in Amsterdam, der WFO-Helgoland und anderen zu zeigen. Während der Langzeittestphase in Charter mit der EnBW wird das Schiff auch anderen Interessenten zur Verfügung stehen, die sich frühzeitig mit dem Vertrieb (am besten über das Formular auf der Homepage) in Verbindung setzen sollten.

Das von der Firma Nauti-Craft Pty Ltd aus Dunsborough, Westaustralien, entwickelte und konstruierte Federungssystem ermöglicht es dem eher kleinen Schiff, bei rauen Wetterbedingungen eine bisher nicht gekannte Leistung zu erbringen. ADAMS-Simulationen haben gezeigt, dass die WB-18 bei 2,1 Metern signifikanter Wellenhöhe im voll beladenen Zustand einen sicheren Transfer gemäß der Definition von Carbon Trust (Stand 2017) gewährleistet. Der Vorteil von gefederten Booten ist nicht nur die konkurrenzlose Steigerung der Wellenleistung von eher kleinen Booten an der WEA, sondern auch die Reduzierung von Lärm, Bewegung und g-Kräften, die während des Transits auf das Personal einwirken. Dies reduziert das Risiko von Seekrankheit und anderen gesundheitlichen Problemen erheblich und trägt zu einer sichereren Arbeitsumgebung bei.

Die Reduzierung der Bootsgröße für die gleiche Wellenleistung, möglicherweise sogar bei höheren Geschwindigkeiten, reduziert die CAPEX um bis zu 30% und die OPEX um ca. 50%. Ein weiterer wichtiger Aspekt auf dem Weg zu "Netto-Null" ist die signifikante Einsparung von Ressourcen durch den Bau eines kleineren Bootes bei gleicher Wellenleistung der WEA.

Im Grunde handelt es sich bei dem Schiff um einen Katamaran. Das Federungssystem ist zwischen den Rümpfen und dem sogenannten Chassis platziert. Der Antrieb und die Stromerzeugung sind in den Rümpfen untergebracht. Hydraulikaggregat, Batterien und Druck-Akkumulatoren sind im Kriechdeck, dem sogenannten „Heuboden“, des Chassis untergebracht. Zu diesem Bereich gibt es einen einfachem Zugang für Reparaturen und Wartung vom multifunktionalen Arbeitsdeck aus. Für tägliche Inspektionen sind alle Komponenten vom Cockpitbereich aus erreichbar. Diese Anordnung "versteckt" alle technischen Einheiten unter Deck und ermöglicht die maximale Nutzung des hindernisfreien Decks für Fracht, Passagiere, Werkzeuge/Ausrüstung und Landeflächen für automatische Crew-Lifts - wie das Get Up Safe System - auf die WEA. Zusätzliche Sicherheit im Winterbetrieb wird durch beheizte Laufwege an Deck und Handläufe gewährleistet. Das Schiff ist mit einem voll integrierten Brückensystem ausgestattet. Elektronische Seekarten (ECDIS) und eine Automatisierung sind in einem hochentwickelten "Glas-Cockpit" verfügbar, das auch die volle Kontrolle über das Federungssystem bietet.

Wallaby Boats GmbH - der Name ist eine Hommage an die australische DNA der Boote - hat einen exklusiven Lizenzvertrag mit Nauti Craft und wird zunächst eine Reihe von Booten von 14 Meter DC bis 20 Meter CTV entwerfen und bauen. Nach dem Prototyp WB-18 beabsichtigt Wallaby Boats, das WB-14/15 als Tochterboot (z.B. für SOVs) zu bauen. Die Boote dieser Größe werden in Dänemark aus Verbundwerkstoffen für den europäischen Markt hergestellt. Die Tochterboote sollen entweder mit einer Standard-Davit-Anordnung oder einem A-Frame zu Wasser gelassen und geborgen werden. Das System wird eine freihändige Bedienung ermöglichen. Die WB-16/18/20 werden aus Aluminium an verschiedenen Standorten in der Nähe ihrer Märkte gebaut, da Wallaby Boats einen Netto-Null-Kohlenstoff-Fußabdruck bei Produktion und Betrieb der Schiffe anstrebt. Darüber hinaus wird schon der Demonstrator nach ISO 18001, Blauer Engel Schiffbau" und EU SRR (Green Ship") Standards gebaut werden. Während der Bauphase wird Wallaby Boats die Möglichkeiten alternativer Antriebe für die nächsten Rumpfnummern prüfen, unter Berücksichtigung des dann aktuellen Stands der Technik und der Verfügbarkeit der erforderlichen Logistik. In Europa werden die Boote in Deutschland und Dänemark gebaut, für den US-Markt sind zwei Produktionsstandorte, einer an jeder Küste, geplant und für die APAC-Region ist ein Produktionspartner in Singapur sehr wahrscheinlich.

 "Die Tatsache, dass das weltweit erste kommerzielle Boot mit der Nauti-Craft Marine Suspension Technology endlich in Sicht ist, ist ungeheuer aufregend", so Mark Schiller, Managing Director Nauti Craft Pty Ltd. "Es mag das erste CTV/DC mit Federung sein, das die Welt je gesehen hat, aber merken Sie sich meine Worte, das ist nur der Anfang einer sehr großen Welle. Dieser Schritt ebnet erfolgreich den Weg für die weitere Optimierung der Spitzentechnologie in der Offshore-Windindustrie, und der unausweichliche Erfolg ist ein Zeugnis für die Kompetenz und den unerschütterlichen Erfolgswillen von Wallaby und allen anderen an diesem Programm Beteiligten".

Für den Prototyp hat Wallaby Boats Lloyds Register als Klassifikationsgesellschaft ausgewählt. Andere Gesellschaften werden je nach Kundenwunsch verfügbar sein. Das erste Boot soll unter deutscher Flagge fahren, denn es wird erwartet, dass jede andere Flagge möglich ist, sobald die Hürden der anspruchsvollen deutschen Flagge genommen sind.

 

Quelle: Pressemeldung Wallabay Boats GmbH